Exklusiv: „Kinder in Gefahr“ im Gespräch mit Beatrix von Storch, Kandidatin der „Alternative für Deutschland“ für Berlin-Mitte über Lebensrecht, Ehe und Familie, Jugendmedienschutz
Mathias von Gersdorff: Sehr geehrte Frau von Storch, viele Teilnehmer der Aktionen „SOS LEBEN“ und „Kinder in Gefahr“ der „Deutschen Vereinigung für eine Christliche Kultur“ interessieren sich für Ihre Partei. Wie stark fühlen Sie bzw. Ihre Partei sich den christlichen Wurzeln Deutschlands verpflichtet?
Beatrix von Storch: Ich stehe feste auf dem Fundament des christlichen Glaubens. Der Glaube gibt mir Halt und Orientierung in einer Zeit, die immer beliebiger wird, die keine Werte mehr kennt und die selbst die Natur in Frage stellt. Stichwort: Gender-Mainstreaming. Der Mensch ist danach nicht Mann oder Frau- gottgegeben, sondern Umwelt, Erziehung und Gesellschaft bestimmen, wes Geschlechts ein Mensch ist bzw. wird. Deswegen wird jetzt bei uns das Personenstandsrecht geändert: ab 1.11.2013 muss bei einem Neugeborenen kein Geschlecht mehr angegeben werden. Es könnte ja sein, dass die Erziehung der Eltern aus dem kleinen Jungen noch ein kleines Mädchen macht. Diese Ideologie, die alle anderen Parteien akzeptiert haben, wird bei uns abgelehnt werden. Da bin ich mir sicher.
Mathias von Gersdorff: Machen wir es konkret. Die christlich-motivierten Wähler erwarten Verbesserung im Lebensrecht, die zu einer deutlichen Verringerung der Abtreibungszahlen führen. Haben Sie bzw. Ihre Partei einen Konzept dazu?
Beatrix von Storch: Der Bereich „Lebensrecht“ liegt mir sehr am Herzen. Deswegen verantworte ich in Deutschland z.B. die Europäische Bürgerinitiative „One of us“ / „Einer von uns“. EU-weit sollen eine Million Unterschriften gesammelt werden, damit in der EU endlich das Urteil des Europäischen Gerichtes umgesetzt wird das da sagt: Der Mensch ist Mensch von Anfang an, also mit Verschmelzung von Ei- und Samenzelle. Wenn die EU sich endlich daran hielte, dürfte an Embryonen nicht geforscht werden, Abtreibungen dürften nicht mehr unterstützt werden usw. Die AfD hat hierzu noch keine Programmatik entwickelt. Ich denke aber, daß dies bald passiert und werde mich mit Nachdruck dafür einsetzen.
Mathias von Gersdorff: Ein anderes Reizthema für die christliche Basis ist die Angleichung der homosexuellen Partnerschaften mit der normalen Ehe. SPD und Grüne wollen sogar die Ehe den homosexuellen Partnerschaften öffnen. Wie stehen Sie bzw. Ihre Partei dazu?
Die AfD definiert die Familie ausdrücklich als „Keimzelle der Gesellschaft“, folglich als Vater, Mutter und Kind. Ich denke, dass wir dieses Familienbild wieder als Leitbild des staatlichen Handelns brauchen, als definiertes Optimum. Sich dafür mit Nachdruck einzusetzen, dass sehe ich auch bei den C-Parteien nicht mehr durchgängig. Wir werden das tun.
Mathias von Gersdorff: MdB Norbert Geis (CSU) schlägt vor, dem Beispiel Großbritanniens zu folgen und Barrieren für Internet-Pornographie zu setzen. Ich unterstütze diesen Vorschlag, wie stehen Sie dazu?
Das Internet ist der einzige Ort, an dem der Mensch sich noch frei und unbeschränkt informieren kann. Das ist vielen ein Dorn im Auge. Es gibt deswegen immer neue Vorschläge, diese Freiheit zurückzudrängen und langsam einzufangen. Um es klar zu sagen: Kinder sollten vor Pornographie geschützt werden. Aber das müssen wir anders schaffen, als durch die Forderung nach der Einführung einer Zensur im Internet. Das EU-Parlament hat bereits über eine Resolution beraten, die die Abschaffung der Pornographie in den Medien forderte. Aber im gleichen Atemzuge – also zusammen mit dem Verbot der Pornographie – ging es um das Verbot der Darstellung von „Genderstereotypen“. Der Arm des Gendermainstreaming ist lang und stark: Man diskutiert in einem Atemzug mit dem Verbot von Pornographie eben auch das Verbot der Abbildungen von Frauen bei Küchenarbeit und Männern beim Fußball gucken, eben „genderstereotypen“ Verhalten. Wir dürfen dieses Tor zur Zensur im Internet nicht aufstoßen.
Wir bekommen es nicht mehr zu. Einige Abgeordnete haben schon eine Zensurbehörde gefordert, die das Recht hat, Journalisten zu maßregeln und Sanktionen gegen unbotmäßige Unternehmen zu verhängen. Nein. Ich bin entschieden gegen den Beginn der Zensur im Internet.
Mathias von Gersdorff: Generell herrscht in bei vielen Menschen der Eindruck, der Jugendmedienschutz wird nicht von den staatlichen Behörden ernst genommen. In Bravo.de, im Fernsehen, im Internet sowieso können Kinder Inhalte sehen, die desorientierend wirken. Was sind Ihre Überlegungen hinsichtlich eines gut funktionierenden Jugendmedienschutz?
Beatrix von Storch: Ich denke, hier wird schnell deutlich: eine gute, wertebasierte Erziehung und die feste Anbindung der Kinder und Heranwachsenden an Eltern und eine stabile, funktionierende Familie wird immer wichtiger. Geltendes Jugendmedienschutzrecht ist durch das Internet praktisch unterlaufen. Mit den Methoden des 20. Jahrhunderts kommen wir den Problemen des 21. Jahrhunderts nicht mehr bei - so sehr ich das bedaure.