Enthemmte Jugend: Fröhliches Schlagen
(DVCK e.V. - Aktion "Kinder in Gefahr") In den Medien ist seit einiger Zeit immer wieder von Happy Slapping“ die Rede. „Happy Slapping“ bedeutet übersetzt „fröhliches Schlagen“. Beim „Happy Slapping“ wird eine Person meist von mehreren jugendlichen Tätern angegriffen, geschlagen und gedemütigt. Das geschieht oft einzig alleine aus dem Grund, die Tat mit dem Handy zu filmen. Bei diesem fragwürdigen Trend handelt es sich um eine Form von Cybermobbing.
Beim Happy Slapping filmen die Täter ihr Opfer, während sie es schlagen oder demütigen. Das Video von dem Angriff stellen sie anschließend ins Internet oder sie leiten es per Handy an ihre Freunde weiter. Für das Opfer des Angriffs ist das eine weitere Demütigung. Die jugendlichen Gewalttäter möchten durch ihre Attacke und besonders durch das anschließende Veröffentlichen des Angriffs per Internetvideo in erster Linie Anerkennung erhalten und Angst verbreiten.
Jugendliche brüsten sich mit diesen Straftaten, so auch vergangene Woche in der Stuttgarter Innenstadt. Was mit einer Drogenkontrolle begann, endete im totalen Zerstörungswillen. Zu Hunderten zogen die randalierenden Jugendlichen in der Nacht auf Sonntag durch die Straßen von Stuttgart, zerstörten Schaufenster, plünderten Geschäfte und verletzten zudem zahlreiche Polizisten. Die Randalierer machten die Straßen von Stuttgart zum Schlachtfeld. Unverkennbar ist hierbei die pure Lust an der Gewalt vonseiten der Randalierer, die in zahlreichen Videos auf Facebook, Twitter und Co. zu sehen ist.
Einsatzkräfte nannten die Lage "außer Kontrolle".
Im Kurznachrichtendienst Twitter kursierten Videoaufzeichnungen von jungen Männern, die gegen Schaufensterscheiben von Geschäften traten oder Pflastersteine aus dem Boden rissen. Der Polizeisprecher sagte: "Es wurde richtig randaliert." Eine ganze Reihe von Geschäften seien betroffen gewesen, zudem Fahrzeuge. Es habe auch Plünderungen gegeben. Man sieht zwei Männer treten und werfen ein Schaufenster ein. Andere verschaffen sich Zugang in ein Schuhgeschäft. Im nächsten Video sieht man wie ein Mann einen Polizisten zu Boden tritt – im Hintergrund läuft ein Kinderlied.
Das Internet ist voll mit solchen Videos aus der Krawallnacht. Im nächsten sieht man hunderte junge Männer, die auf dem Stuttgarter Schlossplatz stehen und brüllen „A-C-A-B“ in Richtung der Bereitschaftspolizei. Es heißt: „Alle Polizisten sind Bastarde“.
Danach laden sie die Filme sofort ins Internet hoch die man dann bei Tiktok, Youtube oder Insatagram sehen kann. Viele der Filme sind nachbearbeitet, mit Musik untermalt, wie Ikonen der Gewalt.
Es ist ein Buhlen um Aufmerksamkeit. Für den Kriminalpsychologen Thomas Bliesener haben solche Filme eine Wirkung auf die Psyche. Er kennt das Phänomen von Jugendlichen die Gewaltfilme auf ihren Handys sammeln. „Das hat etwas von einer Trophäe“, die man bei sich trägt und austauscht. Es kommt darauf an cool zu bleiben wenn man sich das ansieht. Das Fatale ist: Das könnte so eine Art Anti-Empathie-Training sein. Durch das Internet sind derartige problematische Inhalte für Kinder und Jugendliche leicht zugänglich. Daher sinkt auch bei den Videoproduzenten und Zusehenden die Hemmschwelle. Um dazu zu gehören, verbreiten sie die Inhalte weiter und denken dabei nicht daran, dass dies für die Betroffenen sehr erniedrigend ist.
Und tatsächlich bemühen sich auf Tiktok viele hart und erbarmungslos zu klingen. Ein Mann sagt in seine Kamera: „Lehnt euch gegen die Polizei auf. Macht ihre Autos kaputt. Greift sie an“. Sein Video bekommt 220 Herzen…
Unter einem Video das eine Plünderung zeigt steht: Keiner ruft die Polizei jeder filmt HAHHAHAHA.
Aufklärung ist wichtig
Zur Prävention ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche wissen, dass Gewalt und deren Verbreiten strafbar ist. Erreicht wird das durch die Vermittlung von Medienkompetenz. Sobald Bilder und Videos einmal online gestellt wurden, sind sie nur schwer zu kontrollieren. Sie können sich rasend schnell verbreiten, wodurch die Betroffenen weiteren verbalen Attacken ausgesetzt sind. Um bei Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein über die Auswirkungen von Happy Slapping zu schaffen, ist es wichtig, sich mit den Folgen auseinanderzusetzen. Eltern und pädagogische Fachkräfte sollten den Kindern mögliche Sanktionen aufzeigen und diese im Falle einer Straftat auch konsequent ausführen. Auch weil Aspekte wie Gewaltverherrlichung, Extremismus oder Pornografie in Zusammenhang stehen.
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