Emmanuel Macron betont Wichtigkeit der traditionellen Französischen Sprache
Lina Jurczik
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat in einer bemerkenswerten Rede am Montag die Bedeutung der traditionellen französischen Sprache betont und warnte davor, dem Druck zur Einführung geschlechtergerechter Sprache nachzugeben. Diese kontroverse Debatte über das sogenannte "Gendern" hat in Frankreich an Intensität zugenommen und könnte bald durch ein eigenes Gesetz weiter angeheizt werden, wobei der Präsident das Vorhaben unterstützt.
Macron äußerte seine Ansichten während der Einweihung des ersten Museums für die französische Sprache im prächtigen Jagdschloss von Villers-Cotterêts. Unter großem Applaus erklärte er, dass die Stärke der französischen Syntax darin bestehe, sich nicht dem aktuellen Zeitgeist zu beugen. Er betonte, dass im Französischen das Maskulinum das Neutrum bereits abdeckt und daher keine Notwendigkeit besteht, Punkte in die Mitte von Wörtern einzufügen oder Bindestriche zu verwenden, um sie geschlechtergerecht zu gestalten.
In dieser Woche wird im französischen Senat über einen Gesetzentwurf der rechtsbürgerlichen Mehrheit debattiert, der darauf abzielt, das Gendern in Gesetzestexten sowie in Gebrauchsanweisungen, Arbeitsverträgen und anderen Alltagsdokumenten zu verbieten. Diese Initiative hat die öffentliche Debatte über geschlechtergerechte Sprache in Frankreich weiter angeheizt.
Die Diskussion um das Gendern ist in Frankreich schon seit Jahren ein heiß umstrittenes Thema. Die französische Sprache weist noch mehr Kritikpunkte für Feministinnen auf als die deutsche Sprache. Eine der kontroversen Grammatikregeln besagt, dass das Maskulinum das Femininum dominiert, selbst wenn in einer Aufzählung nur ein einziges maskulines Nomen erscheint. Diese Regel geht auf die Académie Française zurück, die festgelegt hat, dass das Maskuline priorisiert werden sollte. Die "Unsterblichen" der Académie überwachen bis heute die Einhaltung dieser Regel.
Die Académie Française hat die Verwendung der Gendersprache als "tödliche Gefahr" für die französische Sprache verurteilt. Emmanuel Macron hatte bisher immer versucht, einen Mittelweg zu finden, indem er in seinen Ansprachen beispielsweise "Franzosen und Französinnen" ansprach. Das zentralistische Bildungssystem Frankreichs verbietet jedoch gendergerechte Sprachformen. Trotzdem setzen sich insbesondere linke politische Gruppierungen in Frankreich für die Feminisierung des französischen Vokabulars ein, insbesondere im Hinblick auf Berufsbezeichnungen. Grüne Parteien in Frankreich praktizieren das Gendern ähnlich wie ihre deutschen Schwesterparteien. Im französischen Außenministerium hingegen ist das Gendern, im Gegensatz zum deutschen Auswärtigen Amt, untersagt.
Eine bedeutende öffentliche Kontroverse wurde ausgelöst, als der Wörterbuchverlag Le Robert das genderneutrale Personalpronomen "iel" in seinen Wortschatz aufnahm. Wochenlang wurde darüber debattiert, ob ein Wörterbuchverlag solche sprachlichen Neuerungen einführen sollte.
Emmanuel Macron's Warnung vor einem zu schnellen Nachgeben im Streit um geschlechtergerechte Sprache unterstreicht die anhaltende Debatte über die Bewahrung der französischen Sprachtradition gegenüber modernen Veränderungen.
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