Einsamkeit trifft verstärkt Junge, Frauen und Alleinerziehende
Lina Jurczik
Seit der Coronapandemie ist Einsamkeit besonders unter jungen Erwachsenen weit verbreitet. Während vor der Pandemie vor allem Senioren und Hochbetagte von Einsamkeit betroffen waren, berichten nun vermehrt 18- bis 29-Jährige über Einsamkeitsgefühle. Dies geht aus dem heute vorgestellten ersten Einsamkeitsbarometer des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ) hervor.
Einsamkeit als gesellschaftliches Problem
„Einsamkeit ist keine Frage des Alters“, betonte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne). Sie forderte, dass das Thema aus der Tabuzone geholt werden müsse: „Welcher junge Mensch gibt schon gerne zu, dass er sich einsam fühlt?“ Daher brauche es verstärkte und gezielte Maßnahmen gegen Einsamkeit in allen Altersgruppen. Das Barometer soll künftig jährlich veröffentlicht werden, um die Entwicklung der Einsamkeit in Deutschland zu verfolgen.
Auswirkungen von Corona
Insgesamt hat die Pandemie das Einsamkeitsgefühl in der deutschen Bevölkerung ab 18 Jahren verstärkt. Während in den Jahren 1992 bis 2017 ein rückläufiger Trend zu verzeichnen war, stieg der Anteil der Menschen, die sich einsam fühlten, im ersten Pandemiejahr 2020 sprunghaft auf über 28 Prozent an. Im Jahr 2021 sank dieser Anteil wieder auf elf Prozent. Das Niveau vor der Pandemie ist jedoch insbesondere bei jungen Erwachsenen noch nicht wieder erreicht, erklärte Benjamin Landes, Direktor des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik.
Besonders betroffene Gruppen
Frauen, Alleinerziehende, Menschen ohne Arbeit und Personen mit Migrationshintergrund sind laut dem Einsamkeitsbarometer besonders stark von Einsamkeit betroffen. Mit erhöhter Einsamkeitsbelastung sinke auch das Vertrauen in politische Institutionen, was weitere gesellschaftliche Herausforderungen mit sich bringe.
Ausblick
Die Ergebnisse des Einsamkeitsbarometers verdeutlichen, dass Einsamkeit ein weit verbreitetes und ernst zu nehmendes Problem ist, das Menschen in verschiedenen Lebensphasen und sozialen Kontexten betrifft. Um die negativen Auswirkungen der Einsamkeit zu mildern, sind gezielte Maßnahmen und ein offener Umgang mit dem Thema erforderlich. Das jährliche Einsamkeitsbarometer wird dabei helfen, die Entwicklungen zu beobachten und gezielt gegenzusteuern.
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