
Steigende Einsamkeit im Kinderzimmer
Eine Auswertung des Deutschen Jugendinstituts (DJI) liefert ernüchternde Erkenntnisse über den Gemütszustand vieler Grundschulkinder in Deutschland: 22 Prozent der Fünf- bis Elfjährigen fühlen sich zumindest manchmal einsam. Fünf Prozent erleben dieses Gefühl sogar häufig oder sehr häufig. Die Vorstellung einer unbeschwerten Kindheit scheint für viele Kinder nicht der Realität zu entsprechen.
Auffällig ist, dass Kinder aus Trennungs- und Stieffamilien besonders oft betroffen sind. Während bei Kindern in klassischen Kernfamilien 22 Prozent Einsamkeit empfinden, steigt der Wert bei Alleinerziehenden auf 28 Prozent und bei Patchwork-Konstellationen auf 34 Prozent. Studienautorin Alexandra Langmeyer nennt elterliche Trennungen als bedeutenden Einschnitt im Leben eines Kindes, der das emotionale Gleichgewicht stark belasten kann.
Auch finanzielle Schwierigkeiten scheinen eine gewichtige Rolle zu spielen. In wirtschaftlich stabilen Familien fühlen sich 21 Prozent der Kinder einsam, in Haushalten mit knappen Mitteln sind es bereits 29 Prozent. Der Druck, der durch materielle Sorgen entsteht, wirkt sich nicht nur auf das Familienklima aus, sondern auch direkt auf das kindliche Wohlbefinden.
Alarmierend ist zudem der Zusammenhang zwischen Einsamkeit und auffälligem Verhalten. Kinder, die von ihren Eltern als verhaltensauffällig eingeschätzt werden, berichten deutlich häufiger von Einsamkeit. Ob diese emotionale Isolation Ursache oder Folge psychischer Belastungen ist, bleibt unklar – die Wissenschaftler fordern daher weiterführende Langzeitstudien.
Einsamkeit im Kindesalter ist kein Randproblem, sondern ein ernstzunehmendes Thema, das in der Familien-, Bildungs- und Sozialpolitik stärker berücksichtigt werden muss.