Ein Drittel der Schüler sind Opfer von Gewalt, Mobbing und sexueller Belästigung

(DVCK e.V. - Aktion Kinder in Gefahr) Immer mehr und immer häufiger machen Schüler die Erfahrung, Opfer von Gewalttaten zu werden. Ein Warnsignal: Sexualisierte Belästigungen werden von Schülerinnen häufig nicht angezeigt.

An den niedersächsischen Schulen ist jeder dritte Jugendliche einer neuen Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) zufolge schon Opfer von Gewalt geworden. Meist handelt es sich dabei um Körperverletzung, manchmal auch um sexuelle Belästigung. Jeder fünfte Schüler sei zudem schon einmal gemobbt worden, auch das sogenannte Cybermobbing komme häufig vor. Das Risiko, Opfer von Gewalt zu werden, steigt demnach weiter leicht an. Diesen Trend beobachten die Forscher schon seit einigen Jahren.

Im vergangenen Jahr wurden dazu 12.444 Schüler befragt – mit steigender Tendenz zu mehr Gewalt. Werden Jugendliche gewalttätig, treffen häufig verschiedene Faktoren in ungünstiger Konstellation zusammen. So vielfältig wie die Ursachen sind auch die Erscheinungsformen von Jugendgewalt. Die Opfer sind meist ebenfalls Jugendliche.

Bei den Ursachen, warum Jugendliche gewalttätig werden, lassen sich verschiedenste Faktoren ausmachen, die dann häufig noch in einer ungünstigen Konstellation zusammentreffen. Wer zuhause in der Familie Gewalt als Mittel der Konfliktlösung erlebt, schlägt als Jugendlicher selbst auch eher zu. Hinzu kommen Gruppenzwänge, unstrukturiertes Freizeitverhalten, Rollenunsicherheit, Erlebnishunger und veränderte Werte.

Die Gewöhnung an Aggression und Brutalität durch den längerfristigen Konsum entsprechender Medien schließlich kann bei labilen Jugendlichen ebenfalls Hemmschwellen absenken. Belastend sind auch Integrationsprobleme, unstrukturiertes Freizeitverhalten sowie Perspektiv- und Orientierungslosigkeit. Die Corona-Pandemie könnte dabei auch ein großer Verstärkungsfaktor sein.

Ebenso besorgniserregend ist die Zahl der Cybermobbing-Opfer. Eine Studie vom Dezember 2020 deckt erschreckendes auf: Cybermobbing ist für viele junge Menschen leider zum Alltag geworden. Schon jeder zweite Lehrer und jede zweite Lehrerin wissen von mindestens einem Fall von Cybermobbing an ihrer Schule. Jeder sechste Schüler zwischen 8 und 21 Jahren ist inzwischen von Cybermobbing betroffen, das entspricht einem Anstieg von 36 Prozent seit 2017. Und bedeutet in absoluten Zahlen, dass zwei Millionen Schüler in Deutschland bereits Opfer von Cybermobbing geworden sind!

Das ist das Ergebnis der Studie, die das Bündnis gegen Cybermobbing zusammen mit der Techniker Krankenkasse vorgestellt hat. Für die Studie wurden von Februar bis November 2020 mehr als 6000 Eltern, Lehrer und Lehrerinnen und Schülerinnen und Schüler befragt. Nach 2013 und 2017 ist das bereits die dritte Untersuchung zum Cybermobbing.

Die Studie zeige ganz deutlich das Cybermobbing rasant zunimmt. Und: „Dass heute gezielter und härter gemobbt wird als noch vor drei Jahren“, sagte Uwe Leest, Vorstandsvorsitzender des Bündnisses gegen Cybermobbing.