Durchweg schlechtere Noten für Schüler in Deutschland

<p>Christiane Jurczik</p> <p>Nach einem weiteren Corona-Jahr gab es Anfang 2022 Halbjahreszeugnisse. Mit der Aussicht auf die Zeugnisausgabe bekommen Kinder es mit der Angst zu tun; Schlechte Noten, Wut auf unfaire Behandlung, Angst vor dem kommenden Schuljahr und sogar Angst vor den Eltern verunsichern sie und lassen einige sogar verzweifeln. Für diese besonders belastende Zeit wurden nun Notfall-Hilfe-Telefone bei schlechten Noten eingerichtet. Seit Beginn der Pandemie sei die Zahl der Beratungsanfragen bei den Sorgentelefonen erheblich gestiegen, sagte Matthias Hoffmann, Koordinator der Landesarbeitsgemeinschaft der "Nummer gegen Kummer".</p> <p>Die “Nummer gegen Kummer“ ist anonym und kostenfrei. Immer mehr Schüler greifen zum Telefon um ihre Probleme, Ängste und Sorgen zu besprechen – mit einem Fremden! Da liegt doch der Hase im Pfeffer – was ist das für ein Armutszeugnis, das sich unser Land und die damit verbundenen Maßnahmen so auswirken, dass die Kinder nicht mehr ihre Freunde oder Familien sehen bzw. treffen können. Der Austausch unter Schülern währen der Schulzeit findet nun mal in den Pausen statt. Danach treffen sie sich im Park, zum Sport oder einfach in einem Kaffee oder Kino – alles weg. Wie sollen Kinder und Jugendliche diese langanhaltende Situation schadlos überstehen? Gar nicht, denn an die Kinder wurde gar nicht gedacht. Und so fühlen sie sich auch: allein gelassen.</p> <p>Eine Schande für Deutschland und ein Weckruf an alle Familien: Liebe Eltern, nehmt doch bitte die Noten der Zeugnisse nicht so ernst. Das ist dann nämlich die zweite schlechte Bewertung der Kinder. Zeugnisse sollten von Eltern nicht überbewertet werden. Sie beurteilen lediglich die Lernentwicklung des Kindes, nicht aber seine gesamte Persönlichkeit.</p> <p>Was man im Leben wirklich braucht lernt man sowieso nicht in der Schule (also das Meiste jedenfalls). Es ist Liebe, Achtsamkeit, kognitive Fähigkeiten, Sozialkompetenzen, Empathie, Mut, Zuversicht, Vertrauen, Dankbarkeit, Freude, Stolz, Ehrlichkeit, Zuversicht, Interessen und Neugier, Selbstbestimmung, Freiheit und vieles mehr.</p> <p>Ein schlechtes Zeugnis können Eltern auch zum Anlass nehmen, um mit ihren Kindern einmal ausführlich über die Schule zu sprechen, zum Beispiel fühlt sich das Kind wohl in der Schule, was braucht es zum Lernen, wer kann bei Schwierigkeiten helfen, wie können beispielsweise Lerndefizite aufgeholt werden.</p> <p>Außerdem: Experten sagen - richtige Noten gibt es nicht. Ziffern sind keine geeignete Rückmeldung, Noten sind nicht objektiv, schlechte Noten sind demotivierend. Der Sinn von Schulnoten wird zunehmend in Frage gestellt und doch wird an dieser Art der Bewertung festgehalten. Die Schulpolitik sollte mal einen Blick auf die skandinavischen Länder werfen. Dort schneiden die Kinder vonin ganz Europa am besten ab und Schweden hat überhaupt kein Notensystem.</p>