Durch Corona Krise weiter verschärf: Online Spielsucht

(DVCK e.V. - Aktion Kinder in Gefahr) Der Medienkonsum nimmt bei Kindern und Jugendlichen von Jahr zu Jahr zu. Schon vor der Corona-Krise waren die 14- bis 19-Jährigen nach aktuellen Untersuchungen fast sechs Stunden täglich online. Bei Jugendlichen, die Symptome einer Mediensucht zeigen, ist die Nutzungszeit noch erheblich höher. Und während der Corona-Pandemie ist der Konsum weiter gestiegen. Etwa 700.000 Kinder und Jugendliche nutzen Computerspiele riskant oder pathologisch. In der Zeit des Lockdowns war bei den 10- bis 17-Jährigen wochentags eine Steigerung der Gamingzeiten um 75 Prozent zu verzeichnen. Die Studie Mediensucht zeigt also, dass es im Jahr 2020 2,7 Prozent computerspielsüchtige Kinder und Jugendliche in Deutschland gibt.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Krankenkasse DAK zusammen mit Suchtexperten darunter auch das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Man kann davon ausgehen, dass Corona-bedingt die Nutzungszeiten signifikant zugenommen haben. Diese Annahme wird gestützt durch Beobachtungen in China und in den USA, wo die Absatzmärkte für Computerspiele in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen sind.

Die Kinder sind durch den Lockdown isoliert, haben keine Kontakte zu Freunden oder den Großeltern und können sich weder zum Sport im Verein, noch zum Spielen auf dem Spielplatz treffen. Automatisch steigt die Zahl der Online-Spiele.

  • Michael Dreier et al. (2017) fanden bei 3967 deutschen Kindern und Jugendlichen 5,2 Prozent Computerspielsüchtige. Die Studie konzentrierte sich auf Free2Play-Spiele und zeigte, dass die Süchtigen online mehr Geld ausgeben und mehr Stresssymptome und schlechte Bewältigungsstrategien aufweisen.
  • Florian Rehbein et al. (2013) gaben nach Sichtung des damaligen Forschungsstands an, dass unter den deutschen Jugendlichen zwischen 1 und 4,2 Prozent süchtig nach Computerspielen sind.
  • Kai Müller et al. (2012) ermittelten, das ungefähr 3 Prozent der Minderjährigen abhängig von Computerspielen sind. In ihrer Studie untersuchen sie 81 Kinder und Jugendliche, die gerade in psychischer Behandlung sind und finden eine Computerspiel-/Internetsucht bei 11,3 Prozent.
  • Klaus Wöfling et al. (2011) untersuchten für ihren psychologischen Fragebogen 642 Schüler aus NRW und stuften dabei 8,4 Prozent als computerspielsüchtig ein.

Mehr Süchtige durch mehr Angebote

Mit dem Angebot steigt auch die Zahl der Süchtigen – das ist plausibel und aus Studien zur Glückspiel-Sucht gut belegt. Man weiß, dass mit der Dichte an Geldspielautomaten auch die Anzahl der Süchtigen zunimmt. Das gilt aller Wahrscheinlichkeit auch für Computerspielsucht.

Smartphones ermöglichen es, immer und überall zu spielen. Eltern können die Spielzeit dadurch kaum noch kontrollieren. Free2Play-Spiele können auch kostenlos gespielt werden. Auch das Design der Spielwelten wird zunehmend darauf hin optimiert, die Spieler möglichst lange im Spiel zu halten.

Schon heute die 4. häufigste psychische Erkrankung

Computerspiel-Sucht ist damit ein weitverbreitetes und ernst zu nehmendes Problem. Mit 2-4 Prozent ist die Computerspiel-Sucht damit ähnlich häufig wie Essstörungen oder Angststörungen.

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