Digitale Medienerziehung ist vor allem Aufgabe der Eltern

Christiane Jurczik

WhatsApp ist der am schnellsten wachsende Internetdienst der Geschichte. Das zeigt beispielhaft ein Blick auf die Nutzerzahlen in den ersten vier Jahren nach dem Start. Skype, gegründet 2003, kam im Jahr 2007 auf 52 Millionen Nutzer. Twitter gewann von 2006 bis 2010 rund 54 Millionen Freunde. Selbst der spektakuläre Gratis-E-Mail-Dienst von Google erreichte in seinen ersten vier Jahren nur 123 Millionen Nutzer. Facebook kam auf 145 Millionen. Aber Whatsapp stellte mit 420 Millionen Mitgliedern nach vier Jahren alle Rivalen in den Schatten. Noch in diesem Sommer wird WhatsApp die 1-Milliarde-Marke überwinden.

WhatsApp ist die meistgenutzte und meistgeladene Smartphone-App - junge Leute verbringen im Durchschnitt 100 Minuten mit ihr – pro Tag!

Ist es möglich, dass die Probleme mit digitalen Medien nicht von den jugendlichen Nutzern, sondern in erster Linie von den Eltern ausgehen?

Wer hat dem Kind das Handy mit Flatrate überlassen, ohne klare Regeln aufzustellen? Wer erlaubt, dass das Smartphone nachts im Kinderzimmer und bei den Hausaufgaben auf dem Schreibtisch ist? Wer kann seinen Kindern nicht einfach sagen: “Sei um 19 Uhr zuhause!” Wer schenkt schon 10-Jährigen Smartphones und verlangt dann von der Schule, dass sie ein Handyverbot einführt?

Wie kann die Mehrheit der heutigen Eltern ihren Kindern mächtige digitale Werkzeuge überlassen, ohne ihnen den Umgang damit zu vermitteln und ohne klare Nutzungsregeln aufzustellen?
• Nervt es Sie, dass Ihre Kinder beim Essen ständig mit dem Handy hantieren, weil sie vermeintlich lebenswichtige Nachrichten austauschen müssen? Dann verbieten Sie es doch einfach, stellen Sie eine klare Regel auf, die für alle gilt – auch für Papa!
• Befürchten Sie, dass Ihr Kind zu wenig schläft, weil bis spät abends noch WhatsApp-Nachrichten einfliegen? Dann verbannen Sie doch einfach das Handy aus dem Kinderzimmer!
• Beobachten Sie, dass Ihr Kind stundenlang mit den Hausaufgaben beschäftigt ist und dabei permanent mit dem Handy (WhatsApp) oder dem PC (Facebook) beschäftigt ist? Dann sorgen Sie dafür, dass die Hausaufgaben grundsätzlich ohne digitale Geräte erledigt werden und stellen Sie einen Rechner für evtl. notwendige Onlinerecherche außerhalb des Kinderzimmers zur Verfügung.

Laut der JIM-Studie 2013 dienen nur 13 % der Internetnutzung von Jugendlichen der Informationssuche, der Rest ist Kommunikation und Bespaßung. Ihr Kind wird selbst feststellen, dass die Hausaufgaben dann in einem Bruchteil der Zeit konzentriert erledigt werden – und dann bleibt auch noch ausreichend Zeit zum Chatten.

Solche Maßnahmen sind nicht nur das Recht der Eltern (sowohl die SIM-Card als auch der Internetzugang laufen nämlich auf Ihren Namen!), sondern auch Ihre Pflicht und Verantwortung, sich um das Wohl Ihrer Kinder zu kümmern, auch wenn es dem Kind manchmal nicht passt, es Streit und Diskussionen verursacht. Das war schon immer so, auch vor dem digitalen Zeitalter, Eltern müssen nun mal auch unpopuläre Entscheidungen zum Wohl des Kindes treffen und können auch nicht 24 Stunden am Tag die “besten Freunde” ihrer Kinder sein - und selbst unter besten Freunden gibt es klare Ansagen und Auseinandersetzungen. Kinder brauchen Grenzen und Regeln, um im Leben klarzukommen, und konsequente, verlässliche Eltern, die Flagge zeigen und den Mut haben, sich dabei auch einmal vorübergehend unbeliebt zu machen.

Mit Informationen aus Medien-sicher.de