Die Zahl der Internetsüchtigen nimmt zu
Die Fachstelle für Mediensucht in Hannover berichtet über die steigende Zahl der Internetsucht in Deutschland.
„Onlineaktivitäten wie Spielen, Kommunizieren und Pornografiekonsum ermöglichen, notwendigen Reifeprozessen und den Umgang mit eigenen Gefühlen auszuweichen“, sagte Eberhard Freitag, Leiter der Fachstelle des Diakonischen Werks in Hannover.
Freitag beschäftigt sich mit Menschen, die jeden Tag mehrere Stunden im Internet oder bei Facebook verbringen. Allein in Hannover leiden mehrere tausend Menschen unter der Sucht, darunter vor allem Jugendliche und junge Männer, die durch die Pornofilme keinen normalen Beziehungen mehr mit Frauen eingehen können. Ebenso Angehörige, die merken, wie ein Mensch durch das Internet leidet und sich isoliert.
Vor allem bei jungen Männern führt der übermäßige Konsum von Internet-Pornografie zu einer Verzerrung. „Studien dazu dokumentieren eindrucksvoll, dass Jugendliche, je häufiger sie Internetpornos konsumieren, das Gezeigte für realistisch halten“, sagte Freitag.
„Der regelmäßige Konsum befördert ein negatives Frauenbild und reduziert Frauen auf ein Objekt sexueller Begierde.“ Die Hemmschwelle, selbst zum Täter sexueller Gewalt zu werden, sinke, sagte Freitag.
„Die Internetsucht nimmt zu“, sagte Freitag. Das Bundesgesundheitsministerium schätzt die Zahl der Süchtigen in Deutschland auf mehr als 500.000.
Trotzdem geht es Freitag nicht generell um ein Internet-Verbot, sondern um den gesunden Umgang mit dem Medium.
Wie groß der Einfluss sozialer Medien auf das Verhalten von jungen Menschen ist, dürfe nicht unterschätzt werden, betonte Freitag: Eigenständigkeit, kritisches, unabhängiges Denken und bewertungsfreie Beziehungen seien dadurch immer weniger möglich. Menschen wollten nur noch gefallen.