Die desensibilisierende Wirkung von Gewaltvideos auf Jugendliche: Hypnotische Wirkung
Lina Jurczik
Die zunehmende Verbreitung von Gewaltvideos und deren massenhafter Konsum führen zu einer alarmierenden Entwicklung in der Gesellschaft. Ähnlich wie ein Boxer, der sich durch ständige Schläge abstumpft, können Menschen angesichts der Flut von Bildern keine einzelnen Inhalte mehr verarbeiten.
Die Videos werden wie Drogen konsumiert, wobei die Dosis ständig erhöht werden muss, um überhaupt noch eine Reaktion hervorzurufen. Selbst brutale Szenen, wie Übergriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln, lösen oft keinen Schock mehr aus, da die emotionale Empathie mit den Opfern abgestumpft ist. Die Frankfurter Allgemeine betitelt diese Dauer Überflutung von Horrorvideos mit „Hypnotisiert“.
Dieser desensibilisierende Effekt trägt zur Zunahme von Straftaten bei, wie die jüngste Kriminalstatistik zeigt. Laut der am Mittwoch von Innenminister Herbert Reul (CDU) vorgestellten Kriminalstatistik registrierte die Polizei im vergangenen Jahr insgesamt 1,4 Millionen Straftaten. In Nordrhein-Westfalen stieg die Zahl der Straftaten im Jahr 2023 erneut an, wobei insbesondere die Jugendkriminalität um 10,8 Prozent zunahm. Innenminister Herbert Reul warnt vor dieser Entwicklung und betont die Notwendigkeit einer verstärkten Medienkompetenz und elterlichen Erziehung, um dieser zunehmenden Gewaltbereitschaft entgegenzuwirken.
Es ist dringend geboten, die gesellschaftliche Debatte über den Einfluss von Medien auf die Entwicklung junger Menschen zu intensivieren und effektive Maßnahmen zu ergreifen, um die negative Auswirkung von Gewaltvideos einzudämmen. Es bedarf eines ganzheitlichen Ansatzes, der sowohl die digitale Bildung als auch die familiäre Erziehung umfasst, um einer weiteren Eskalation von Gewalttaten entgegenzuwirken und das gesellschaftliche Zusammenleben nachhaltig zu stärken.
Reul betonte, dass die zunehmende Abstumpfung junger Menschen durch Gewaltvideos ein alarmierendes Zeichen sei. Er forderte eine ernsthaftere Auseinandersetzung mit dem Begriff “Medienkompetenz” sowie eine verstärkte Wertschätzung des Begriffs “Erziehung”. Es sei dringend erforderlich, dass Väter und Mütter sich mehr engagieren und ihre Verantwortung als Pflicht und Auftrag begreifen.