Deutschlands Neuntklässler kämpfen mit Deutsch - Englischkenntnisse
Maximilian Klieber
Eine jüngste Bildungsstudie wirft ein beunruhigendes Licht auf die schulischen Leistungen deutscher Neuntklässler. In Deutsch zeigen die Schüler eine alarmierende Verschlechterung, während es in Englisch aufwärtsgeht.
Laut einer aktuellen Bildungsstudie haben die Deutschkenntnisse der Neuntklässler in Deutschland bedenklich abgenommen. Etwa jeder dritte Schüler scheiterte im letzten Jahr bei nationalen Tests an den Mindeststandards für den mittleren Schulabschluss (MSA) in den Bereichen Leseverständnis und Hörverstehen. Noch mehr, nämlich über ein Fünftel der Schüler, verfehlte die Mindeststandards in Rechtschreibung. Diese alarmierenden Ergebnisse stammen aus dem IQB-Bildungstrend, der am Ende der Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin präsentiert wurde.
Die Studie stellt jedoch fest, dass die getesteten Neuntklässler noch ein Jahr Zeit haben, um die MSA-Standards zu erreichen, die normalerweise am Ende der zehnten Klasse erworben werden. Dennoch sind die Zahlen besorgniserregend: Im Vergleich zur vorherigen Untersuchung im Jahr 2015 stieg der Anteil der Schüler mit erheblichen Problemen im Lesen und in der Rechtschreibung jeweils um rund 9 Prozentpunkte. Im Bereich Zuhören und Hörverstehen stieg dieser Anteil sogar um 16 Prozentpunkte. Einziger Lichtblick: Die Englischkenntnisse der Jugendlichen verbessern sich laut der Studie.
Die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends bestätigen einen anhaltenden Trend, über den schon länger diskutiert wird: Die Leistungen der Schüler in den Kernfächern verschlechtern sich. Bereits im letzten Jahr zeigten schlechte Testergebnisse von Viertklässlern in Mathematik und Deutsch, dass es in diesen Fächern bergab geht. Die aktuelle Studie zeigt, dass die Schüler der neunten Klasse zunehmend Schwierigkeiten mit Textverständnis und Schreiben haben. Die Autoren der Studie vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) bezeichnen diese Entwicklung als "in hohem Maße besorgniserregend". Die Studie zeigt jedoch auch erhebliche Unterschiede zwischen den Bundesländern auf: Bayern und Sachsen schneiden besser ab, während Berlin, Bremen und Nordrhein-Westfalen hinterherhinken.
Die Corona-Schutzmaßnahmen, die Schulen in großem Maße betrafen, könnten eine mögliche Ursache für diese Ergebnisse sein. Die Studie vermutet, dass der Fern- und Wechselunterricht, der über längere Zeiträume hinweg bundesweit eingeführt wurde, die negativen Entwicklungen im Fach Deutsch maßgeblich mitverursacht hat. Die Neuntklässler, die im letzten Jahr getestet wurden, befanden sich zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 in der siebten Klasse. Der Ausnahmezustand mit Schulschließungen und Wechselunterricht dauerte mit Unterbrechungen mehr als ein Jahr an. Laut einer Berechnung der OECD wurde der reguläre Unterricht zwischen Frühjahr 2020 und Frühjahr 2021 durchschnittlich an mehr als 180 Tagen gestört.
Im darauffolgenden Winter kam es zwar zu keinen flächendeckenden Schulschließungen mehr, aber zu weiteren Unterrichtsausfällen aufgrund von Infektionsfällen. Eine weitere mögliche Ursache für die Ergebnisse im IQB-Bildungstrend ist der gestiegene Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund. Seit 2009 ist dieser Anteil bundesweit um rund 11 Prozentpunkte "signifikant" angestiegen. Demnach haben 38 Prozent der Neuntklässler entweder Eltern, die nicht in Deutschland geboren wurden, oder sind selbst im Ausland geboren. Obwohl im Fach Deutsch alle Schüler, auch die ohne Zuwanderungshintergrund, negative Trends zeigen, erreichen Schüler mit Migrationshintergrund "signifikant geringere Kompetenzen". Der Anteil derjenigen, die die MSA-Mindeststandards im Lesen und Hörverstehen verfehlten, ging um jeweils 3 Prozentpunkte auf 24 und 14 Prozent zurück.
Dies könnte auf die vermehrte Nutzung digitaler Medien während der Corona-Pandemie zurückzuführen sein, die wahrscheinlich häufig in englischer Sprache stattfand. Die Studienautoren sprechen von "außerschulischen Lerngelegenheiten“.