Deutsches Schulsystem mit systemischen Defiziten
(Aktion Kinder in Gefahr - DVCK e.V. ) Das deutsche Schulsystem lässt unsere Kinder verdummen, sagt Dr. Michael Winterhoff. Sie lernen in der Schule nicht nur weniger als früher - die Art des Lernens, die das Bildungssystem ihnen vorschreibt, hindert sie außerdem an der Entwicklung ihrer emotionalen und sozialen Psyche. Deshalb hat die Hälfte der jungen Erwachsenen nach dem Schulabschluss Probleme, Arbeit zu finden.
Unsere Kinder verfügen "über keine Frustrationstoleranz und meiden jede Anstrengung". Jeder "zweite Azubi hat eine Psyche wie ein Kleinkind", in den Grundschulen hinken gar 70 bis 80 Prozent der Kinder ihrer Entwicklung weit hinterher." Hat Doktor Michael Winterhoff, Kinderpsychiater und Bestsellerautor in sein neues Buch „Deutschland verdummt“ geschrieben.
Die Psyche der Kinder verkümmert
Deutschlands Eltern haben es demnach verlernt zu erziehen. Statt ihrem Nachwuchs Grenzen zu setzen, behandeln sie ihn als Freund und Partner. Die Sprösslinge haben keine Chance, sich zu entwickeln, ihre Psyche verkümmert auf dem Stand eines Säuglings. Wenn diese Kinder erwachsen werden, gefährden sie unseren Wohlstand, ja die ganze Gesellschaft. Und natürlich versagen Kitapersonal, Lehrerschaft und Bildungspolitik genauso wie die Eltern.
Schulen räumen Kindern zu viele Entscheidungen ein, klagt der Kinder- und Jugendpsychiater. Damit bürden sie ihnen eine Rolle auf, die Erwachsene einnehmen müssten. Kindliches Lernen werde auch nicht mehr auf die Person des Lehrers oder der Lehrerin ausgerichtet, obwohl junge Menschen sich nur an Vorbildern entwickeln könnten. Dazu komme der Wahn internationaler Schul- und Kompetenzvergleiche, der einen ganzheitlichen Reifungsprozess in untaugliche Skalen zwinge.
Doch während Autoren wie Gerald Hüther oder Richard David Precht die Schulen als verkappte Dressuranstalten geißeln, haben sie Winterhoff zufolge das Dressieren leider verlernt. Im Gegenteil, in deutschen Bildungsanstalten herrsche die offene Anarchie.
Viele Schulabgänger sind orientierungslos
Und diese Zahlen stützen seine Thesen: Laut einer DIHK-Studie von 2015 trennen sich rund 34 Prozent der Unternehmen noch in der Probezeit von akademisch qualifizierten Berufsanfängern. Dabei waren für die Unternehmen häufig zwei Dinge ausschlaggebend dafür, dass Bachelor- und Masterabsolventen die Probezeit nicht bestehen: fehlendes Sozialverhalten und Selbstüberschätzung.
Laut der Online-Unternehmungsbefragung "Ausbildung 2018" des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) bleiben in jedem dritten Unternehmen (34 Prozent) Ausbildungsplätze unbesetzt - diese Quote ist so hoch wie nie. Jedes vierte Unternehmen mit unbesetzten Ausbildungsplätzen bekam schlicht keine Bewerbung.
Das größte Hindernis laut der befragten Unternehmen: Viele Schulabgänger haben unklare Vorstellungen über Berufsbilder oder die Anforderungen an eine Ausbildung und dazu eine große Unsicherheit und Orientierungslosigkeit.