Depressive Schüler leiden häufig unerkannt
Nina Stec
Nach einer Studie der Universität Bielefeld über psychische Erkrankungen bei Schulkindern leiden zwei Prozent der Schüler in Deutschland an Depressionen.
Fast 240000 diagnostizierte depressive Erkrankungen wurden somit bei Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahren erfasst.
Im Vergleich zum vergangenen Jahr habe die Anzahl der Depressionserkrankten deutschlandweit um fünf Prozent zugenommen. Im Teenageralter sind dabei Mädchen doppelt so häufig betroffen wie Jungen.
Kinderärzte gehen allerdings von einer wesentlich höheren Dunkelziffer aus. Ein Problem sei es, dass betroffene Kinder und Jugendliche mit ihrem Leiden häufig erst spät zum Arzt gehen, sodass ihre Diagnose erst später statistisch erfasst wird.
Laut Schätzung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte leiden acht Prozent aller Jugendlichen an Angststörungen und rund fünf Prozent unter schweren Depressionen, die eine ärztliche Behandlung erfordern.
Eltern, Lehrer und die betroffenen Kinder und Jugendlichen selbst unterschätzen häufig die Symptome, da sich Depressionen bei Minderjährigen zuweilen anders äußern als bei Erwachsenen.
Bei Kindern bis zum späten Grundschulalter kann sich die Depression besonders als starke Ängstlichkeit bemerkbar machen. Hinzu treten oft körperliches Unwohlsein, Wutausbrüche und allgemein gehäuftes Fehlverhalten.
Bei älteren Jugendlichen können zudem ein schwaches Selbstbewusstsein, Hoffnungslosigkeit und Resignation vor gestellten Aufgaben oder schädliche Verhaltensweisen wie Essstörungen, Schlafprobleme, Bewegungsmangel und Selbstverletzung die Anzeichen sein.
Der Arbeitsverband fordert Angehörige auf, genau hinzuschauen und „ungewöhnliche Änderungen“ nicht zu verharmlosen. Es ist wichtig, dass die betroffenen Kinder und Jugendliche Hilfe und Unterstützung finden, und nicht den Eindruck vermittelt bekommen, nicht wahr- und ernstgenommen zu werden und ganz alleine durch das Leiden durch zu müssen. Selbst wenn die Depression ohne ärztliche Hilfe vorübergeht kann die negative Erfahrung, in der Not allein gelassen worden zu sein, das spätere Leben und die Beziehungen zu anderen und sich selbst stark belasten.