Demo für Alle am 28. Juni 2014: Presseschau

Stuttgarter Zeitung:
Gegen 15 Uhr fanden sich die Teilnehmer der Kundgebung mit Regenschirmen und Protesttafeln wie „Stoppt die Sexualisierung der Kinder“ oder „Vater, Mutter, Kind – Familie voran“ auf dem Schillerplatz ein. Die Gegendemonstranten versuchten daraufhin von der Stiftskirche und dann von der Planie her auf den von der Polizei mit Gittern massiv gesicherten Platz vorzudringen. „Sie haben aggressiv versucht, die Veranstaltung zu stören und die Gitter wegzureißen“, sagte ein Polizeisprecher. In der Folge setzten Beamte Schlagstöcke und Pfefferspray gegen die meist jungen, schwarz gekleideten Aktivisten ein. Auf der Vorderseite des Restaurants Alte Kanzlei, wo es kurzzeitig zu tumultartigen Szenen kam, kreiste die Polizei etwa hundert Gegendemonstranten ein.

Bei der Kundgebung des Bündnisses „Demo für alle“, zu dem sich insgesamt 17 Gruppen zusammengetan haben, forderten mehrere Rednerinnen und Redner, die Landesregierung müssen ihren Bildungsplan nicht nur überarbeiten, sondern das Vorhaben ganz aufgeben und die Sexual- und Werteerziehung den Eltern überlassen. Der Entwurf der Landesregierung sieht vor, in Schulen künftig für die Akzeptanz sexueller Vielfalt zu werben und dabei auch Themen wie Homosexualität, Bi- und Transsexualität zu behandeln. Aufgrund der Proteste soll dieser Plan nun überarbeitet und erst 2016 umgesetzt werden.

„Die Familie ist das Leitbild auch in unserer Verfassung“, sagte Hans-Christian Hausmann, der stellvertretende Kreisvorsitzende der Stuttgarter CDU, der, wie er betonte, als einfaches Parteimitglied spreche. Diese Haltung habe mit Hass gegen Homosexuelle nichts zutun. Hubert Ginder, Vorsitzender des Forums Deutscher Katholiken, sprach von einem „Kulturkampf“, der weit über die Grenzen des Landes hinausgehe. Die Publizistin Birgit Kelle sagte, „auch Menschen, die an Gott glauben, können Toleranz fordern“. Guillaume Got, ein Vertreter der französischen Bewegung gegen die Gleichberechtigung von Homosexuellen aus Paris, beschwor die internationale Vernetzung der Akteure.

Stuttgarter Nachrichten:
Der Konflikt um das Thema sexuelle Vielfalt im Schulunterricht gewinnt weiter an Schärfe. Bei Demonstrationen für und gegen das Vorhaben der Landesregierung, Schülern eine Akzeptanz für verschiedene sexuelle Orientierungen zu vermitteln, ist es zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen. . . .

Unter dem Motto „Ehe und Familie“ hatte ein Bündnis aus konservativen und religiösen Gruppen zur vierten Demonstration gegen den Bildungsplan aufgerufen. Das Bündnis kämpft gegen das Vorhaben von Grün-Rot, das Thema sexuelle Vielfalt durch den neuen Bildungsplan stärker im Schulunterricht zu verankern. Die Schule müsse die Sexual- und Werteerziehung den Eltern überlassen, forderte die Koordinatorin des Verbands, Kerstin Kramer. „Dieses Elternrecht darf nicht ausgehebelt werden.“ Auf Plakaten und Spruchbändern warfen die Demonstranten der Landesregierung eine Sexualisierung der Schüler vor. „Schützt unsere Kinder“ und „Kinder brauchen Liebe, keinen Sex“ stand auf den Plakaten.

SWR:
Es ist nicht das erste Mal, dass der Entwurf zu dem Bildungsplan die Gemüter derart erhitzt. Schon zwei vorangegangene Demonstrationen in Stuttgart gegen den Bildungsplan waren von linksextremen Aktivisten erheblich gestört worden. 192.000 Menschen hatten eine Online-Petition gegen die Pläne der Landesregierung unterschrieben. Zwei befürwortende Petitionen erhielten rund 140.000 und 92.000 Unterschriften. Inzwischen kündigte die grün-rote Landesregierung eine Überarbeitung des Bildungsplans an, hält aber an den Grundprinzipien fest. Er soll nun erst 2016 umgesetzt werden.

IDEA:
Zu dem Protest aufgerufen hatte das Aktionsbündnis „Demo für alle“, zu dem sich 17 Gruppen zusammengeschlossen. Mehrere Redner forderten, dass die Sexual- und Werteerziehung den Eltern überlassen bleiben müsse.

Die katholische Publizistin Birgit Kelle sagte, nicht nur Homosexuelle erwarteten Akzeptanz, sondern z.B. auch Menschen, die an Gott glauben.

Der Vorsitzende des Forums Deutscher Katholiken, Prof. Dr. Hubert Gindert, bezeichnete die Proteste gegen den Bildungsplan als einen „Kulturkampf“, der weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinausreiche.