DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier: "Die SED-treuen Lehrer haben ihren Einfluß wieder enorm ausgebaut"
In einem Gespräch mit der Zeitung „Die Welt“ am 9. August 2008 schilderte die DDR-Bürgerrechtlerin, daß ein wichtiger Teil der Schullehrer in den neuen Bundesländern kein Interesse hat, Kritik an die kommunistische DDr auszuüben: „An den staatlichen Schulen ist vielleicht ein Drittel der Lehrer offen für kritische Reflexion, die anderen blocken das ab. Uns fällt heute auf die Füße, dass nicht beherzigt wurde, was wir schon zu Beginn der Neunzigerjahre in Initiativen zur Demokratisierung der Ostschulen gefordert haben: die Systemträger unter den Lehrern zu entlassen. Diese Lehrer haben ihren Einfluss wieder enorm ausgebaut. Deren ehemalige Schüler sind heute Studenten und werden an internationalen Universitäten ausgelacht, wenn sie die DDR loben.“
Dennoch sieht sie ein enormes Interesse der Schüler für die Geschichte der DDR: „Ich bin angefragt bis weit ins nächste Jahr hinein. Die Schulen schreien nach mehr DDR-Geschichte. . . . Aus einer Schule habe ich 90 Briefe bekommen. Also: Ich konzipiere einen Projekttag und orientiere mich durch eine Fangfrage: Wann wurde die Mauer gebaut? Je nachdem, wie die Antwort ausfällt, weiß ich, welcher Wissensstand mich erwartet. Ich gehe durch 40 Jahre DDR in sechs Stunden und beginne mit den frühen Fünfzigern. Jedes Jahrzehnt ist ja anders. Ich zeige Filme, die ich gedreht habe - "Moskau-Paris-Express" oder "Johanna". Dann kommt Jugend in der DDR. Danach die Achtzigerjahre. Sie waren etwas lockerer - warum? Der dritte Teil besteht aus einer langen Gesprächsrunde. Ich sage dann, dass heute noch mehr als 70 Länder Diktaturen sind.“