Das schönste Weihnachtsgeschenk für Kinder: Zeit

Christiane Jurczik

Weihnachten steht vor der Tür: Das Fest der Liebe. Viele Eltern meine es gut und: kaufen, kaufen, kaufen. Doch weniger ist manchmal mehr. Beim Beschenken von Kindern ist Vorsicht geboten, denn zu viele Geschenke haben negative Auswirkungen auf die Psyche eines Kindes.

Und ist der Geschenkeberg zu groß kann das Kinder überfordern. Wie die Augen strahlen beim Anblick der bunten Geschenke unter dem Tannenbaum. Doch statt glücklicher Gesichter endet die Bescherung oft in einem wahren Geschenkerausch, bei dem Paket nach Paket – eines größer als das andere – wild aufgerissen und sofort wieder zur Seite gelegt wird, um das nächste zu greifen.

Die traurige Wahrheit ist, dass der eigentliche Sinn oft verloren geht – vergraben unter einem Berg von Geschenken. Weihnachten ist heute mehr ein Fest des Überflusses und des Konsumrausches geworden.

Ein großer Irrtum: Geschenke als Zeichen der Wertschätzung

Bekommt ein Kind sehr viele Geschenke, ist es im wahrsten Sinne des Wortes überwältigt. So viele Päckchen! Doch je kleiner das Kind ist, desto schwieriger kann es mit der Fülle an Gaben umgehen. Da es nicht weiß, wohin es sich zuerst wenden soll, kommt es zu einer Überforderung. Die Begeisterung für das neue Rennauto von Oma Hilde ist schnell vergessen, wenn Rennauto Nummer zwei und drei in den nächsten Päckchen folgen, sowie eine ganze Rennbahn von Onkel Herbert. Die Flut an Geschenken hat den Effekt, dass dadurch ein Reizverlust entsteht, also das einzelne Geschenk keine Freude oder Begeisterung mehr auslöst.

Das Ergebnis ist ein Kinderzimmer voller herrlicher Spielsachen und mittendrin ein Kind, das nicht weiß, was es mit sich anfangen soll.

Weil sie Ihr Kind lieben, möchten sie ihm jeden Wunsch erfüllen. Doch abgesehen von dem angesprochenen Reizverlust besteht die Gefahr, dass die lebensnotwendige Wertschätzung des Kindes durch seine Eltern an materielle Dinge geknüpft wird. Je mehr es bekommt, desto mehr wird es geliebt - lernt das Kind.

Warum das so ist, zeigt die Entwicklungspsychologie: Es liegt in der Natur des Menschen – vor allem sehr kleiner Menschen – geliebt werden zu wollen. Ein Kind braucht das Wissen, dass es gewünscht und willkommen ist und bedingungslos geliebt wird, genauso wie die Luft zum Atmen. Besteht hier aber ein Bedürfnisdefizit, versucht das Gehirn dieses Defizit auszugleichen und holt sich die Bestätigung oder Wertschätzung an anderer Stelle.

Geschenke sind passende Freudeimpulse für das Gehirn, das hier darauf programmiert wird, dass ein materielles Geschenk gleich Liebe ist. Das funktioniert ähnlich, wie wenn wir uns mit einem neuen Kleidungsstück über eine schlechte Stimmung hinweg trösten: Funktioniert, doch macht langfristig nicht glücklich.

Viele Eltern wollen auch ihr schlechtes Gewissen beruhigen weil sie wenig Zeit haben, genervt und gestresst sind – dann kaufen sie noch mehr Geschenke um das zu kompensieren. Aber Kinder haben ein sehr gutes Gespür dafür, wenn Eltern versuchen, über Geschenke fehlende Zeit zu kompensieren.

Kinder brauchen Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Liebe und Zuneigung. All das kann man nicht kaufen! Dass Eltern für das Kind da sind, das ist ihm so viel wichtiger. Für Kinder ist es wesentlich mehr wert, wenn sie sich in die Arme der Eltern kuscheln können und vorgelesen bekommen, als wenn im Schrank das neueste Spielzeug liegt.

Schenken ist wichtig und Geschenke gehören zu Weihnachten dazu. Aber es kann auch in Maßen geschenkt werden. Eltern können mit Freunden und Verwandten sprechen und festlegen was und wie viel geschenkt werden darf. Bei den vielen gutgemeinten Geschenken aus allen Ecken der Verwandtschaft können sie den Vorschlag machen, Ihrem Kind konkrete Wünsche, die möglicherweise teurer sind, von einigen Menschen gemeinsam schenken lassen. So ist die Freude viel größer als bei der zehnfachen Menge an kleinen Geschenken.

Eltern haben viel Einfluss darauf, was geschenkt wird und was wir alle aus dieser gesamten Weihnachtszeit machen. Wenn Eltern in der Adventszeit den Fokus auf Rituale legen, dann können sie ganz viele Wünsche erfüllen, auch mit wenigen Geschenken. Gemeinsames Plätzchen backen, Weihnachtssingen, Adventsbasteln, mit Mama kuscheln, Kerzen anzünden, gemeinsam den Baum schmücken – das sind alles Dinge, die man nicht kaufen sondern nur arrangieren muss.

Und man muss sich vor allem dafür Zeit nehmen.

Mit Informationen aus Familie.de und Kölnische Rundschau

Bild: Anton von Werner, Der 70. Geburtstag des Kommerzienrates Valentin Manheimer, 1887, Wikimedia Commons, Gemeinfrei