Das Internet als Droge: 9-10 Jährige halten es gerade mal eine halbe Stunde ohne Handy aus

Kinderärzte klagen: Durchgehend surfen viele Kinder im Internet – mit noch unbekannten Folgen. Dieser exzessive Medienkonsum sei bisher noch nicht wissenschaftlich erforscht, berichtet Die Welt am 17.07.15.

Facebook, Instagram, Whatsapp: Viele Kinder sind nahezu dauerhaft online. Das grausige Ergebniss der aktuellen Studie “Blikk-Medien“ zeigt: Mehr als 60 Prozent der 9-10 jährigen Kinder können sich weniger als 30 Minuten ohne Nutzung von digitalen Medien beschäftigen!

Für die Kinderärzte ist die Frage nach den gesundheitlichen Auswirkungen übermäßiger Mediennutzung "eine der wichtigsten überhaupt". Manche Mädchen und Jungen hätten schon im Vorschulalter Zugang zu Smartphones und seien im Internet unterwegs. Bei den über Zwölfjährigen seien viele fast pausenlos mit Handys und Laptops beschäftigt.

Dem Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung zufolge gelten mehr als eine halbe Million der 14- bis 64-Jährigen als internetabhängig. Welche Folgen dies langfristig habe, werde bisher kaum untersucht. Der Verband der Kinder- und Jugendärzte plante deshalb eine flächendeckende Fragebogenaktion in allen Kinderarztpraxen. Unterstützung bekomme man dafür aber bisher nicht, beklagt Verbandspräsident Wolfram Hartmann, weder vom Gesundheits- noch vom Familienministerium.

Prävention durch Vorbildfunktion der Eltern


"Viele Jugendliche und Erwachsene zeigen bereits heute Anzeichen einer Medienabhängigkeit", erklärt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU). "Es ist daher richtig, bereits frühzeitig Kinder und ihre Eltern gemeinsam an einen verantwortungsbewussten Mediengebrauch heranzuführen." Spätere Abhängigkeiten könnten so möglicherweise verhindert werden.