
Cybermobbing unter Jugendlichen wächst seuchenhaft an
Cybermobbing ist zu einer der größten Gefahren in der digitalen Gesellschaft geworden. Trotz wachsender Aufmerksamkeit und intensiver Diskussionen um das Thema nimmt die Häufigkeit von Mobbingvorfällen im Internet weiter zu. Besonders Jugendliche sind zunehmend betroffen, und die Auswirkungen sind oft schwerwiegender, als man zunächst vermuten könnte.
Die Digitalisierung hat unseren Alltag in vielerlei Hinsicht bereichert, doch sie bringt auch Schattenseiten mit sich. Insbesondere die Anonymität und die ständige Erreichbarkeit im Netz bieten Raum für Angriffe auf das soziale Wohlbefinden. Es ist daher keine Überraschung, dass Cybermobbing in den letzten Jahren stark zugenommen hat und für viele Jugendliche zu einem alltäglichen Problem geworden ist.
Laut der aktuellen Barmer Jugendstudie 2023/2024 hat bereits mehr als die Hälfte (62 Prozent) der Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht. Besonders auffällig ist dabei, dass Mädchen mit 19 Prozent deutlich häufiger betroffen sind als Jungen mit 12 Prozent. Zudem zeigt die Studie, dass die Zahl derjenigen, die selbst aktiv Mobbing betreiben, leicht gestiegen ist.
Im Vergleich zu den letzten Jahren nimmt auch das Problembewusstsein unter den Jugendlichen zu. Allerdings gibt es nach wie vor eine hohe Dunkelziffer, da viele Betroffene nicht bereit sind, sich Hilfe zu suchen oder das Thema anzusprechen. Die größte Unterstützung für die Betroffenen sehen die Jugendlichen dabei bei ihren Eltern, wobei auch Freunde eine wichtige Rolle spielen. Lehrer und Fachkräfte werden seltener als Anlaufstelle genannt.
Die Plattformen, auf denen Cybermobbing stattfindet, haben sich ebenfalls verändert. WhatsApp bleibt nach wie vor der führende Kanal, aber auch TikTok hat in den letzten Jahren einen dramatischen Anstieg an Mobbingvorfällen erlebt. Instagram und Snapchat spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle, während Facebook zunehmend an Bedeutung verliert.
Die Auswirkungen von Cybermobbing sind gravierend. Betroffene leiden häufig unter psychischen Problemen wie Stress, Angstzuständen und einem gesunkenen Selbstwertgefühl. In schweren Fällen können diese Erfahrungen sogar zu Depressionen und Suizidgedanken führen.
Trotz dieser alarmierenden Zahlen gibt es auch Lichtblicke. Es zeigt sich, dass präventive Maßnahmen in Schulen zunehmend an Bedeutung gewinnen, auch wenn noch viel getan werden muss. Viele Jugendliche wünschen sich, dass das Thema intensiver in der Schule behandelt wird, um ein besseres Verständnis und eine frühzeitige Unterstützung zu gewährleisten.
Die Bekämpfung von Cybermobbing erfordert ein enges Zusammenspiel von Bildungseinrichtungen, Eltern und Fachleuten. Während gesetzliche Maßnahmen und der Einsatz von Technologie wichtig sind, bleibt die emotionale Unterstützung durch Freunde, Familie und Lehrer eine der wirksamsten Präventionsmaßnahmen. Es ist an der Zeit, das Thema nicht nur zu diskutieren, sondern auch konsequent zu handeln, um den Kreislauf von Mobbing und Isolation zu durchbrechen.