Corona führt zu erhöhter Suchtgefahr nach Alkohol, Drogen und Videospielen

Nina Stec

Die Maßnahmen gegen Corona führen häufig zu Veränderungen im täglichen Leben. Viele Menschen in allen Altersgruppen kommen kaum mehr dazu, das Haus zu verlassen. Dies führt nicht selten zu negativen Gefühlen, Spannungen und einem gesteigerten Hang zu Suchtverhalten.

Personen, die unter Alkohol- und Drogenproblemen leiden und dabei sind, „trocken“ zu werden, können derzeit Hilfsangebote wie Therapiesitzungen und Selbsthilfegruppen nur sehr eingeschränkt und in virtueller Form annehmen.

Dabei sind es vor allem der persönliche Kontakt zu Mitmenschen, sowohl in Hilfseinrichtungen, als auch im alltäglichen Leben, der routinierte Tagesablauf durch die Arbeit und feste Zeiten zum außer Haus gehen, die den besonders gefährdeten Menschen die Rückkehr zu Gesundheit und Normalität ermöglichen. Doch auch Personen, bei denen vor Corona keine Abhängigkeit von Suchtmitteln vorlag, geben an, aus Langeweile und Einsamkeit, aber auch wegen beruflichen Zukunftsängsten zu vermehrtem Alkoholkonsum und dem Gebrauch „leichter“ Drogen wie Marihuana zu tendieren

Obwohl bisher noch keine offiziellen Zahlen zum Alkoholkonsum in der Coronakrise in Deutschland vorliegen, stellten Suchtberatungsstellen kürzlich eine steigende Zahl von Rückfällen in die Abhängigkeit fest. Der Verkauft von Alkoholika im Einzelhandel hat um 14 Prozent zugenommen. Nach einer Umfrage des ,Havas Media Corona Monitor 3’geben 20 Prozent der Teilnehmer an, ihren Alkoholkonsum im Laufe der vergangenen Wochen erhöht zu haben. Insbesondere junge Menschen trinken mehr als üblich, meistens zuhause und dort mit anderen Haushaltsmitgliedern oder alleine. Zudem etablierten sich neue „Trinkformen“, bei denen im Videochat etwa in Trinkspielen gemeinsam konsumiert wird.

Bei Jugendlichen stellen neben Drogen vor allem Computer- und Konsolenspiele ein großes Risiko zur Abhängigkeit dar. Der Corona Monitor kam zu dem Ergebnis, dass die Nutzung von Computerspielen seit Corona um 36 Prozent gestiegen sei. Alleine bei Kindern gab es eine Zunahme von 35 Prozent, sodass Zocken in dieser Altersgruppe mittlerweile beliebter ist als Fernsehen und Streaming. Da sie zurzeit keine Schule besuchen können, sondern durch den virtuellen Unterricht ohnehin viel mehr Zeit zuhause und vor dem Rechner verbringen, steigt das Risiko, durch zu wenig Sonnenlicht und Bewegungsmangel krank zu werden, zudem können gerade exzessiv „zockende“ Jungen unter 14 Jahren schnell in eine Spielsucht hereingeraten, die sich in den meisten Fällen auch auf das künftige Erwachsenenleben auswirken wird.

Um die Gefahr zu verringern, in Suchttendenzen zurückzufallen, oder neue aufzubauen, gilt es, andere, sinnvolle und gesündere Beschäftigungsweisen zu finden. Bei Minderjährigen ist hier die gesamte Familie gefragt, gemeinsam für Abwechslung zu Sorgen, um sich die Situation auf gesunde Weise möglichst angenehm zu gestalten, etwa durch sportliche Tätigkeiten, gemeinsames Kochen, Lesen, basteln und Gesellschaftsspiele.

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