Corona: Die Psyche der Kinder leidet

(DVCK e.V. - Aktion Kinder in Gefahr) Laut Ärzteverbänden leiden Kinder und Jugendliche in der Corona-Pandemie massiv unter psychischen Erkrankungen. Auch Kinder- und Jugendärzte schlagen Alarm: Sie prangern eine politischen Vernachlässigung von Kindern in der Corona-Pandemie an. In Kinderpsychiatrien fände bereits eine Triage statt - wer nicht selbstmordgefährdet sei, werde gar nicht aufgenommen.

"Es gibt psychiatrische Erkrankungen in einem Ausmaß, wie wir es noch nie erlebt haben", sagte BVKJ-Sprecher Jakob Maske. Ihm zufolge beobachten seine Kolleginnen und Kollegen bei 15 bis 20 Prozent der Kinder zudem eine ungewöhnlich starke Gewichtszunahme. 30 bis 50 Prozent der Kinder konsumierten auch deutlich mehr Medien, die nichts mit dem Schulunterricht zu tun hätten. Im Durchschnitt habe der Medienkonsum um zwei bis drei Stunden täglich zugenommen.

Aus kranken Kindern werden kranke Erwachsene

Immer mehr Minderjährige leiden an seelischen Problemen. Zum generellen Leistungsdruck kommt noch die Corona-Lage. Eine wachsende Zahl von Kindern und Jugendlichen hat seelische Probleme. Sie brauchen auch immer öfter eine psychotherapeutische Behandlung. Dies geht aus dem aktuell veröffentlichte Arztreport 2021 der Barmer-Krankenkasse vor.

Ausgeliefertsein, Einsamkeit - quer durch alle Schichten

Gefühle von Ausgeliefertsein, Machtlosigkeit, Einsamkeit haben auch jüngere Schülerinnen und Schüler, quer durch alle Schichten. Aber sie können sie nicht immer artikulieren. Das beobachtet Tobias Schötz. Er ist Schulsozialarbeiter an einer Grundschule im Münchner Osten. Immer wieder hört er von Kindern, die sich zurückziehen, ihre Schulaufgaben nicht mehr erledigen. "Die Eltern beschreiben das dann schon fast als depressiv. Dass ein Kind gar nicht mehr rausgehen möchte, dass es sich nicht mehr mit einem Freund treffen möchte. Und das ist eigentlich ein sehr gutes Beispiel für ein Thema, was wir jetzt häufig haben. Viele Kinder seien orientierungsloser als vor dem Lockdown, würden Rückschritte in ihrer persönlichen Entwicklung machen oder viel mehr weinen. Tobias Schötz sieht andererseits auch Kinder, die in der Notbetreuung sehr laut sind und sich sehr schwertun, sich an Regeln zu halten, die sie vorher kannten.

Schulschließungen nach einem Jahr Pandemie nicht mehr tragbar

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) kritisierte die politische Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie scharf. "Kinder und Jugendliche wurden in der Pandemie von Anfang an massiv vernachlässigt. In der ersten Phase waren die pauschalen Einschränkungen wie Schul- und Kitaschließungen noch nachvollziehbar. Aber inzwischen haben wir gelernt, dass Kinder die Infektion deutlich weniger weitertragen und selbst deutlich seltener erkranken als Erwachsene", sagte BVKJ-Sprecher Jakob Maske der "Rheinischen Post".

Auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) forderte von Bund und Ländern mehr Anstrengungen zugunsten der Schüler. "Die Lage der jungen Generation steht aus meiner Sicht gegenwärtig immer noch viel zu wenig im Mittelpunkt der Diskussion", sagte sie. Das werde den Sorgen, die wir uns machen sollten, nicht gerecht. Der Ausfall an Präsenzunterricht habe zu erheblichen Lernrückständen geführt.

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