Christa Meves kündigte die Mißbrauchswelle an
Wie eine „Prophetin in der Wüste“ hat sie frühzeitig gewarntFelizitas Küble, Leiterin des KOMM-MiT-Jugend-Verlags und des Christoferuswerks in Münster
Die katholische Schriftstellerin Christa Meves, die beruflich als Psychagogin (Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche) tätig war, hat bereits vor 40 Jahren ihre mahnende Stimme erhoben und vor den „Folgen der 68er Revolution“ gewarnt, wozu sie ausdrücklich auch den Kindesmißbrauch zählte.
In der Zeitschrift „Theologisches“ (Nr.3/1994) erklärte sie, daß wir „mit einer rapiden Zunahme von Sexualdelikten und dem sexuellen Mißbrauch von Kindern zu rechnen“ hätten. Die Psychagogin fügte geradezu prophetisch hinzu: „Besonders dieser letzte Bereich (sexueller Mißbrauch) hat eine traurige Eskalation erfahren, ohne daß daraus die notwendigen Schlüsse gezogen würden.“
Die Bestseller-Autorin (allein ihre deutschsprachigen Bücher erreichten mehr als 5 Millionen Auflage) ging bereits 1971 mit einer fundierten Arbeit unter dem Titel „Manipulierte Maßlosigkeit“ an die Öffentlichkeit und warnte vor den Auswirkungen der sog. „sexuellen Befreiung“.
Mitten im Zeitalter der „Sexwelle“ wandte sie sich in diesem Besteller-Buch gegen hedonistische Maßlosigkeit und ideologische Manipulation, ausdrücklich auch hinsichtlich der Gefahr der Kinderschändung. Sexueller Mißbrauch war damals freilich noch kein Thema in den Medien, geschweige in der Politik.
Wohl am ausführlichsten befaßte sich Meves in ihrem Buch „Wer Wind sät...“(Christiana-Verlag) mit dem Problem des sexuellen Mißbrauchs.
In dieser 1998 erschienenen Warnschrift berichtet Meves im Kapitel „Kinder brauchen Schutz vor sexuellem Missbrauch“ über grausame Fälle von Kinderschändung: „Sie sind Teil einer furchtbaren Saat, die hier aufgeht. Die ungehörten Entsetzensschreie gemarterter, sexuell mißbrauchter Kinder sind nur ein besonders grauenvoller Anteil daran.“
Die Verfasserin weist sodann darauf hin, daß ein florierender Markt bzw Schwarz-markt pädosexueller Filme existiert, der immer mehr zunimmt:
„Als erstes darf nicht daran vorbeigesehen werden, daß die Furchtbarkeiten, der schwungvolle Handel mit Filmen sexuell mißbrauchter Kinder nur möglich werden konnte, weil er so floriert. Jede Menge perverser Menschen hat ein Interesse daran, sich derartige Produkte zu kaufen und anzuschauen.“
Ähnlich wie andere Sachbücher über das Mißbrauchsproblem (zB. „Es geschieht am hellichten Tag“ von Manfred Karremann) sieht auch Meves einen engen Zusammenhang zwischen dem Konsum pädosexueller Filme und Kinderschänderei.
Abgesehen davon, daß das Herstellen der Filme allein schon diesen Mißbrauch beinhaltet (es werden sexuelle Handlungen an Kindern gezeigt), können derartige Machwerke auf ihre Zuschauer animierend wirken und so zu weiteren Mißbrauchs-Taten führen.
Hierzu schrieb die Kinder-Psychologin Meves sehr klarsichtig:
“Es gibt hierzulande zahllose Menschen mit sadistischen, voyeuristischen und pädophilen Gelüsten. Setzt man dies in Beziehung zu der Hochrechung von Fachleuten, die besagt, daß in Deutschland pro Jahr ca 300.000 Kinder sexuell missbraucht werden, so taucht die grauenvolle Wahrscheinlichkeit auf, daß die Betrachter solcher Videos offenbar so auch zur Nachahmung der dort vorgeführten Szenen angeregt werden. Es lässt sich vermuten, daß der Kindesmissbrauch dadurch geradezu angeheizt wird.“
Dieses Problem hat sich mittlerweile durch die Möglichkeiten bzw „Unmöglichkeiten“ des Internet verschärft, man denke an die blühende online-Industrie mit Kindersex-Fotos und Filmen, Chatrooms, Netzwerk-Verbindungen der pädosexuellen Szene etc.
Meves erinnert in diesem 1998 erschienen Buch auch daran, daß diese fatalen Vorgänge im Grunde nicht überraschend sind:
„Diese Entwicklung ließ sich voraussagen und das habe ich deshalb auch bereits vor 25 Jahren getan; sie ist die Folge eines allzu leichtfertigen Umgangs mit der Großmacht Sexualität.“
Die Autorin geht sodann auf die „Entstehungsgeschichte dieser Fehlentwicklung“ ein:
„In der Mitte der 60er Jahre erreichte - gleichzeitig mit der Freigabe der Anti-Baby-Pille - von den USA her anrollend die Sexwelle Europa. In Deutschland machte 1968 die Studentenrevolte die „Befreiung der Sexualität“ zu einem Programmpunkt ihres „Marsches durch die Institutionen“.
Die Lust avancierte zum höchsten Garanten des Lebensglücks. Die Sexualität wurde infolgedessen ihrer Tabuzonen enthoben. Alle herkömmlichen Bastionen der Eingrenzung wurden als eine zu überwindende „Leibfeindlichkeit“ diskriminiert. Es wurde die Parole ausgegeben, daß der Mensch so früh wie möglich mit Sexualität vertrautzumachen sei.
Eine Schwemme von Aufklärungsaktionen setzte ein, damit die Menschen bis zum Beginn der Pubertät für jegliche sexuelle Betätigung aufbereitet seien; denn so war und ist bis heute der Tenor bis in die Aufklärungsbroschüren sogar der Regierung hinein: Jegliche Formen von Sexualität dienen angeblich gleichermaßen der Steigerung der Lebensqualität.“
Eine weitere Methode der 68er sei es außerdem gewesen, Kinder und Jugendliche durch die „Zerstörung ihrer familiären Bindungen“ für sozialistische Kampfparolen empfänglich zu machen:
„Die sexuelle Befreiung der Jugend hatte das Ziel, sie als „revolutionäres Potential“ in diesem Kampf einzusetzen. Schmackhaft gemacht werden sollte dies mit Hilfe einer Ideologie, die mit seltener Unverfrorenheit plötzlich als Wissenschaft verkauft wurde: der absurden Idee, daß Sexualität vom Säuglingsalter ab gelernt, ja trainiert werden müsse, um zu ihrer lustvollen Entfaltung zu gelangen.“
Diesem Zweck diente auch eine liberalistische Sexkunde in den Schulen, die Verbreitung von „Bravo“ sowie das Wirken bzw. Treiben von „Pro familia“, wie Meves unzweideutig aufzeigt:
„Dieser Inszenierung wurden mit der Übernahme der SPD/FDP-Regierung von 1969 alle Tore geöffnet: Erziehung zur Sexualität vom Kindergartenalter ab wurde zur Devise. Die sexuelle Aufklärung in der Schule (...) fiel jetzt vom Grundschulalter ab der ideologischen Verführung zum Opfer. Blutige Filme über die Geburt, porno-graphisches Bildmaterial, unflätige Theaterstücke überschwemmten die Klassenzimmer, fleissig gefördert durch die Regierung.
Die Jugendzeitschrift BRAVO - allwöchentlich millionenfach ausgestreut - installierte eine Sexseite, auf welcher der „Ratgeber“ Dr. Sommer (ein Pseudonym) regelmäßig seine kindesverführenden Anregungen in die Kinderzimmer ausstreute. „Pro Familia“ schwenkte voll in den Trend ein bis zur Befürwortung und Durchführung von Abtreibungen.“
Meves erinnert jedoch auch an die Mitverantwortung breiter Volksschichten, der Medien und Politiker:
„Die Bevölkerung zeigte sich – von einigen als reaktionär gebrandmarkten Restposten abgesehen - rasch für diese Trends aufgeschlossen. Die Medien erkannten stehenden Fußes die pfündige Quelle für noch bessere Verkaufs- und Einschaltzahlen.
Von Mitte der 70er Jahre ab war die Situation so weit gediehen, daß die einschlägigen Paragraphen, besonders § 184, nur noch zu unwirksamen Instrumenten der Jurisprudenz absanken:
In der 4. Strafrechts-Reform wurde die „einfache Pornographie“ 1976 freigegeben. Bald gab es immer weniger Verurteilungen wegen der noch strafbaren „harten Pornographie“ und immer weniger Verurteilungen von Kinderschändern (§ 182 StGB).“
Womit sich der verhängnisvolle Kreis schließt: Aufknacken sexueller „Tabus“, Propagieren einer angeblich „befreiten“ Kindersexualität, frühzeitige und unsensible „Sexualaufklärung“, Freigabe der Pornografie, weitgehende Liberalisierung des Sexualstrafrechts - alles Etappen auf einem Weg in den Abgrund.
Dadurch wurde die Kinderschänder-Welle zwar nicht alleine verursacht, aber erleichtert und dem Mißbrauch zudem die ideologische Tarnkappe der Rechtfertigung aufgesetzt.
Christa Meves gebührt das Verdienst, frühzeitig und ausführlich auf Ursachen und Folgen des sexuellen Mißbrauchs hingewiesen zu haben. Ihre Warnungen, ihre Kassandra-Rufe wurden allerdings zu wenig ernst genommen, vor allem von Seiten der Pädagogik, der Medien und der Politik.