Cannabis: Entzugserscheinungen wie beim Alkohol
Trotzdem erwägt SPD die Legalisierung |
Der Psychiater John Kelly vom Massachusetts General Hospital und seine Kollegen untersuchten 127 Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren, die sich in einer Suchtklinik behandeln ließen. 90 von ihnen, also die Mehrheit, waren wegen ihres Cannabiskonsums in der Klinik.
Die Testpersonen wurden auf typische Kriterien untersucht, die auf eine Drogenabhängigkeit hindeuten: Ob ihr Cannabiskonsum Beziehung und Freundschaften belastet oder ob sie infolge des Kiffens Probleme in der Schule oder am Arbeitsplatz hätten. Wichtige Hinweise auf ein mögliches Suchtpotenzial waren erfolglose Versuche der Jugendlichen, mit dem Kiffen aufzuhören sowie die Tatsache, dass sie immer höhere Dosen benötigten, um überhaupt noch eine Wirkung zu spüren. Das klare Ergebnis zeigt, dass die große Mehrheit deutliche Zeichen einer Abhängigkeit zeigten. Sie hatten schon Schwierigkeiten nur ihren Konsum zu reduzieren oder gar damit aufzuhören.
Zwei Fünftel der Testpersonen litten sogar unter eindeutigen Entzugserscheinungen, nachdem sie aufgehört hatten, Cannabis zu konsumieren. „Die Entzugserscheinungen glichen denen eines Beruhigungsmittel-Entzugs: Die Personen waren hyperaktiv, ruhelos und hatten Schlafstörungen“, erklärte John Kelly. Solche Entzugserscheinungen seien ein Beleg dafür, dass die Droge Hirn und Nervensystem angreife und daher das Gleiche Suchtpotential wie Alkohol hat.
Wie gefährlich Cannabis wirklich ist, zeigen auch die Ergebnisse einer 20-jährigen Langzeitstudie über Cannabis-Forschung. Der britische Professor Wayne Hall vom “King’s College“ in London bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO), hat in einer außergewöhnlichen Langzeitstudie 20 Jahre lang die Folgen von Cannabis-Konsum eingehend untersucht. Seine Erkenntnisse sind in der Fachzeitschrift „Addiction“ zusammengefasst:
1. ABHÄNGIGKEIT: Cannabis entfaltet bei täglichem Konsum über einen längeren Zeitraum dieselbe Suchtwirkung wie Heroin oder Alkohol. Der Studie zufolge entwickelte einer von sechs Jugendlichen, die regelmäßig einen Joint rauchten, Anzeichen einer Abhängigkeit. Bei Erwachsenen lag die Quote bei eins zu zehn.
2. DROGENLAUFBAHN: Cannabis ist eine Einstiegsdroge. Die Hemmschwelle, härtere Drogen wie Heroin, Kokain oder Methadon zu konsumieren, sinkt bei regelmäßigem Cannabis-Genuss.
3. SEELE UND GEIST: Cannabis verdoppelt die Risiken von Psychosen und Schizophrenie – vor allem bei Menschen, in deren Familie schon einmal psychotische Störungen aufgetreten sind. Zudem führt Kiffen zu Entzugserscheinungen wie Angstzustände, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und Depressionen.
4. HERANWACHSENDE: Cannabis bremst im Wachstumsalter die geistige Entwicklung. Die Studienergebnisse deuten auch darauf hin, dass Jugendliche, die regelmäßige kiffen, häufiger einen geringeren Bildungsstand haben, als ihre Altersgenossen.
5. SCHWANGERSCHAFT: Cannabis kann zu reduziertem Gewicht bei Neugeborenen führen.
6. KRANKHEITEN: Cannabis kann bei regelmäßigem Konsum Krebs, chronische Bronchitis und Herzinfarkte verursachen.
Mit Material aus Focus online