Black-Metal-Guru und Neo-Nazi-Musiker Vikernes wurde verhaftet – er steht unter Terrorverdacht
Der verurteilte Mörder, Chef der Band Burzum und Anhänger der neoheidnischen Rechten wurde in Frankreich festgenommen.
Der norweger Kristian "Varg" Vikernes, der wegen Mord und mehrfacher Brandstiftung verurteilte Black-Metal-Musiker, der mittlerweile in Frankreich lebt, wurde am Dienstag in seiner neuen Heimat verhaftet – er steht unter Terrorverdacht.
In einer Stellungnahme des Innenministeriums in Paris hieß es, der 40-Jährige sei "imstande gewesen, einen großangelegten terroristischen Akt vorzubereiten". Mit der Verhaftung einher ging eine Durchsuchung des Hauses in Salon-la-Tour, in dem Vikernes zusammen mit seiner Ehefrau, einer Französin, und den drei Kindern des Paares lebt.
Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft hat Anfang des Monats Vorermittlungen gegen Vikernes eingeleitet, überwacht von den französischen Behörden wurde er schon länger. Unmittelbarer Grund für die Aktion des Inlandsgeheimdienstes am Dienstag war nun unter anderem, dass seine 25 Jahre alte Ehefrau, die Mitglied eines Schützenvereins sein soll, Waffen gekauft hat - wenn auch auf legalem Weg. Bei der Durchsuchung des gemeinsamen Hauses am Dienstag sollen fünf Schusswaffen beschlagnahmt worden sein, darunter vier Karabiner.
Black-Metal-Musiker Vikernes über Anders Breivik: “Christlicher Verlierer“
Besondere Brisanz gewinnt die Festnahme dadurch, dass Vikernes einer der Adressaten des rassistischen "Manifestes" war, das der norwegische Attentäter Breivik geschrieben hatte, bevor er bei zwei Anschlägen im Juli 2011 insgesamt 77 Menschen in Norwegen tötete. In dem Text legte Breivik sein fremdenfeindliches Weltbild dar, das in seinen Grundzügen einiges mit dem von Vikernes gemein hat - wenngleich er Breivik als "christlichen Verlierer" verspottete, der mehr Norweger als Muslime getötet habe.
Vikernes' kriminelle Karriere nahm ihren Anfang, als sich Ende der achtziger Jahre in Norwegen das Subgenre Black Metal voll ausbildete, das sehr bald weltweit Schlagzeilen machen sollte. Es begannen einige Szenemitglieder sogar, ihre krude ideologische Weltanschauung in die Wirklichkeit übertragen zu wollen - und setzten mittelalterliche Kirchen in Norwegen in Brand. Andere töteten Menschen: So wie Kristian Vikernes, Kopf von Burzum, der im August 1993, also vor fast genau 20 Jahren, seinen Musikerkollegen Øystein "Euronymous" Aarseth von der Band Mayhem mit einem Messer niedermetzelte.
Wegen der Ermordung seines Freundes mit mehr als 20 Messerstichen wurde der damals 21-jährige Vikernes schließlich zu 21 Jahren Haft verurteilt, von denen er 16 absaß. Während seiner Haftzeit und auch danach veröffentlichte Vikernes weiterhin Musik und äußerte sich wiederholt zu politisch-gesellschaftlichen Themen - wobei er sich ganz offensichtlich ideologisch ungeläutert zeigte - im Gegenteil. Seine Tat und seine Thesen waren unter anderem dafür verantwortlich, dass sich ein Untergrund-Genre namens National Socialist Black Metal bildete, das vor allem in Osteuropa und in Ostdeutschland seine Basis hat.
Die französischen Ermittler zeigten sich nun offenbar besonders besorgt wegen fremdenfeindlicher und antisemitischer Kommentare des Norwegers im Internet. Das Innenministerium erklärte, diese Äußerungen seien gewalttätig und ein Zeichen dafür, dass Vikernes "eine potentielle Gefahr für die Gesellschaft" sei.
Mit Material von Spiegel online