Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung weist auf die großen Risiken und Gefahren der Krippenbeetreuung für Kleinkinder
In ungewöhnlicher Klarheit werden in der Ausgabe vom 10. Juli 2008 die emotionalen Langzeitfolgen und psychischen Tiefenwirkungen einer zu frühen Fremdbetreuung von Kindern geschildert. Autorin ist die Hamburger Psychologin und Psychoanalytikerin Kathrin Scheerer. Sie begründet im langen Bericht, daß die Kleinkinder emotional mit der Trennung der Eltern und der Konfrontation mit einem Kollektiv völlig überfordert sind. Doch nicht nur die Trennung an sich ist gefährlich, sondern auch die Vernachlässigung der Gefühle des Kindes: „Vielmehr sind es die Verleugnung, die Bagatellisierung und Nichtwahrnehmung von Trennungsschmerz und Verlustangst, die Krippenbetreuung zu einem psychisch riskanten Unternehmen für die Betroffenen und für die Gesellschaft insgesamt machen.“
Dadurch entwickelt sich im Kind das emotionale Leben entweder wenig oder falsch, was nicht zu psychischen Schäden führen kann: „Wer in Kinderkrippen die morgendlichen Abschiedsszenen und Anklammerungsgesten des Kindes, das sich noch nicht trennen möchte, beobachtet, die oft auf eilige Eltern und überbeschäftigte Erzieherinnen treffen, oder wer die in sich zurückgezogenen Kleinkinder sieht, die sich tagsüber häufig selbst stimulieren oder beruhigen müssen, wird bemerken, dass hier etwas psychisch Gefahrvolles vor sich geht, oder er muss, um nicht mitzuleiden, seine Wahrnehmung abschalten.“
Die Kinder werden im Grunde genommen auch sozial völlig überfordert, denn sie wissen noch nicht, wie man sich in ein soziales Gefüge eingliedert und sich dann verhält. Das Kind fühlt sich überfordert und angesichts der Zwangslage beginnt er seine Gefühle zu verdrängen: „Sie funktionieren und lernen, ihre Gefühle zu unterdrücken, um sich dem kollektiven Gruppenleben anzupassen. . . . "Funktionieren" im Kleinkindalter heißt, dass es bei Trennung von den Eltern nicht mehr weinen soll, dass es bei Einsamkeit lieber still als laut werden, dass es sich schnell beruhigen lassen soll. Diese "guten" Krippenkinder sind aber oftmals auch die psychisch Überforderten, sie haben noch keine Ausdrucksmöglichkeit für ihren Kummer oder Stress gefunden.“
Die emotionale Überforderung, der Trennungsschmerz und die emotionale Verwahrlosung durch Nichtbeachtung können zu langfristigen Schäden führen: „Die bisher einzige Langzeitstudie, die die Auswirkungen von Krippenbetreuung auf die spätere Entwicklung von Schulkindern beforscht hat, zeigte einen Zusammenhang zwischen frühem Beginn und langer Dauer der außerfamiliären Betreuung und "auffälligem" Verhalten im Grundschulalter. Hirnforscher bestätigen, dass aggressive Dispositionen durch gute Bindungserfahrungen psychisch integriert, durch mangelhafte frühe Bindungen aber potenziert werden.“