Attacken im Internet verfolgen Schüler bis ins Elternhaus
Mit dem Internet und der Popularität von sozialen Netzwerken haben Attacken unter Jugendlichen die Grenzen des Schulhofs überschritten. Opfer von Cybermobbing können sich selbst zu Hause nicht sicher fühlen. Präventionsmaßnahmen für Lehrer, Eltern und Schüler sollen Probleme im Keim ersticken.
Mit dem Internet und sozialen Netzwerken ist aus dem klassischen Mobbing das Cybermobbing geworden. Während sich Opfer früher nach der Schule in die sicheren vier Wände zurückziehen konnten, werden sie heute auch zu Hause mit Angriffen konfrontiert. „Das Cybermobbing ist intensiver, weil es das Opfer ständig begleitet“, weiß Martin Schmitz, Beauftragter der Kriminalprävention Osnabrück. „Die Betroffenen haben ständig Angst, ihr Smartphone oder das Internet zu starten.“
Schulen müssen sich für diese Gefahren rüsten. Ein Vorfall an der Haupt- und Realschule Syke brachte die Medien-AG um Pädagogin Antje Goltermann auf die Idee, Cybermobbing zum Schwerpunkt des Schülertags des European Media Art Festivals in Osnabrück zu machen. „Wir hatten Probleme mit einem Zwischenfall von Happy Slapping“, erzählt Goltermann. Bei diesem „fröhlichen Schlagen“ ging ein Schüler wie aus dem Nichts auf einen anderen los. Doch der Angriff war von langer Hand geplant. Ein Mitschüler nahm die Attacke mit der Kamera auf. Die beiden Jungs hatten sich vorher abgesprochen. „Ich schlage zu, und du filmst“, soll der Angreifer gesagt haben. Der ganze Film sollte ins Netz gestellt werden. „Das hätte richtig ins Auge gehen können“, sagt Goltermann. „Wir haben alle Handys rechtzeitig eingesammelt, um zu verhindern, dass das Video veröffentlicht wird.“
Suizid nach Mobbingfall
Aus solchen Vorfällen kann aber schnell bitterer Ernst werden. Ein prominentes Beispiel ist der Fall von Amanda Todd. Im Internet waren Nacktfotos der kanadischen Schülerin aufgetaucht. Eine Mobbing-Welle brach über die 15-Jährige ein, auf dem Schulhof wurde sie gehänselt, im Internet mit Schmäh-Mails verfolgt. Todd wechselte die Schule, wurde depressiv. Im Herbst letzten Jahres veröffentlichte sie auf der Video-Plattform YouTube ein neunminütiges Video über ihren Leidensweg. Nur wenige Wochen später beging sie Selbstmord.
Wer meint, Kanada ist weit weg, hat sich getäuscht. Auch in Osnabrück gibt es zum Beispiel junge Menschen, die nicht mehr weiterwissen. Zwei Mädchen, die ihre Gefühle schildern, haben Suizidversuche hinter sich. „Ich habe mich gefragt: Warum lebe ich eigentlich?“, erzählt ein Mädchen unter Tränen. Auch auf dem Schülertag des EMAF in der Stadt an der Hase konnten alle elf Schulen über Vorfälle berichten. Um zukünftig solche Fälle zu verhindern, müssen Präventionsmaßnahmen ergriffen werden.
Lebensinhalt Facebook
Gemeinsam mit weiteren Organisationen hat zum Beispiel die Polizei Osnabrück das Projekt comPass ins Leben gerufen. Seit zwei Jahren bieten sie Fortbildungen und Unterrichtsmaterialien für Lehrer an, damit diese schon bei kleinen Auffälligkeiten eingreifen können. Bereits 91 Schulen haben an dem Projekt teilgenommen.
Mit dem Internet und sozialen Netzwerken ist aus dem klassischen Mobbing das Cybermobbing geworden. Während sich Opfer früher nach der Schule in die sicheren vier Wände zurückziehen konnten, werden sie heute auch zu Hause mit Angriffen konfrontiert. „Das Cybermobbing ist intensiver, weil es das Opfer ständig begleitet“, weiß Martin Schmitz, Beauftragter der Kriminalprävention Osnabrück. „Die Betroffenen haben ständig Angst, ihr Smartphone oder das Internet zu starten.“
Schulen müssen sich für diese Gefahren rüsten. Ein Vorfall an der Haupt- und Realschule Syke brachte die Medien-AG um Pädagogin Antje Goltermann auf die Idee, Cybermobbing zum Schwerpunkt des Schülertags des European Media Art Festivals in Osnabrück zu machen. „Wir hatten Probleme mit einem Zwischenfall von Happy Slapping“, erzählt Goltermann. Bei diesem „fröhlichen Schlagen“ ging ein Schüler wie aus dem Nichts auf einen anderen los. Doch der Angriff war von langer Hand geplant. Ein Mitschüler nahm die Attacke mit der Kamera auf. Die beiden Jungs hatten sich vorher abgesprochen. „Ich schlage zu, und du filmst“, soll der Angreifer gesagt haben. Der ganze Film sollte ins Netz gestellt werden. „Das hätte richtig ins Auge gehen können“, sagt Goltermann. „Wir haben alle Handys rechtzeitig eingesammelt, um zu verhindern, dass das Video veröffentlicht wird.“
Suizid nach Mobbingfall
Aus solchen Vorfällen kann aber schnell bitterer Ernst werden. Ein prominentes Beispiel ist der Fall von Amanda Todd. Im Internet waren Nacktfotos der kanadischen Schülerin aufgetaucht. Eine Mobbing-Welle brach über die 15-Jährige ein, auf dem Schulhof wurde sie gehänselt, im Internet mit Schmäh-Mails verfolgt. Todd wechselte die Schule, wurde depressiv. Im Herbst letzten Jahres veröffentlichte sie auf der Video-Plattform YouTube ein neunminütiges Video über ihren Leidensweg. Nur wenige Wochen später beging sie Selbstmord.
Wer meint, Kanada ist weit weg, hat sich getäuscht. Auch in Osnabrück gibt es zum Beispiel junge Menschen, die nicht mehr weiterwissen. Zwei Mädchen, die ihre Gefühle schildern, haben Suizidversuche hinter sich. „Ich habe mich gefragt: Warum lebe ich eigentlich?“, erzählt ein Mädchen unter Tränen. Auch auf dem Schülertag des EMAF in der Stadt an der Hase konnten alle elf Schulen über Vorfälle berichten. Um zukünftig solche Fälle zu verhindern, müssen Präventionsmaßnahmen ergriffen werden.
Lebensinhalt Facebook
Gemeinsam mit weiteren Organisationen hat zum Beispiel die Polizei Osnabrück das Projekt comPass ins Leben gerufen. Seit zwei Jahren bieten sie Fortbildungen und Unterrichtsmaterialien für Lehrer an, damit diese schon bei kleinen Auffälligkeiten eingreifen können. Bereits 91 Schulen haben an dem Projekt teilgenommen.
Nach den Erfahrungen von Goltermann gehören soziale Netzwerke wie Facebook heute zum Lebensinhalt von Schülern. Auch wenn so manche die Plattform kritisieren, angemeldet seien sie dort trotzdem, allein schon aus Angst, nicht mehr dazu- zugehören.
Doch in den scheinbar endlosen Weiten des Internets vergessen viele Jugendliche die Macht ihrer Worte. „Ein Mobbing-Prozess kann klein starten“, erklärt Polizist Schmitz. „Wenn jemand schreibt: Lisa ist doof und dieser Post bekommt 150 Likes.“ Viele Mitläufer seien sich nicht bewusst, was sie mit einem einfachen „Like“ anrichten. Aber auch die Haupttäter würden die Reichweite des Internets ausblenden. „In diesem Moment fühlen sich Täter anonym. Sie sitzen zu Hause vor ihrem PC und können sich nicht vorstellen, wie viele Menschen mitlesen oder das gar archivieren“, so Schmitz.
Dennoch fielen auf dem Festival einige Klassen positiv auf. Sie hatten bereits gemeinschaftliche Standards für das Netz geschaffen. „Eine Chat- oder Netiquette ist sehr wichtig“, sagt Schmitz. „Hier werden Regeln für den Umgang auf sozialen Plattformen oder in Chats gesetzt. Wer dagegen verstößt, wird vom Administrator verwiesen.“
Es sei jedoch wichtig, dass diese Regeln aus dem Klassenverband heraus entstehen, nur so bestehe die Möglichkeit, dass sich bei einem Mobbingfall die Gemeinschaft geschlossen hinter das Opfer stelle. Sollte man trotz allem zum Opfer einer Internet-Kampagne werden, rät Schmitz, sich mit einer Vertrauensperson zu besprechen. „Viele haben immer noch Angst vor dem Wort ‘Petzen‘, sagt er und seufzt. „Dabei müssen wir dieses Wort streichen und es durch 'Hilfe' ersetzen.“
Mit Material von Neue OZ