Anstieg der Jugendpornografie im Netz wird zu einer wachsenden Herausforderung
Lina Jurczik
Die Zahl der Fälle von Jugendpornografie im Netz ist im Jahr 2023 explosionsartig um 30 % gestiegen. Das Bundeskriminalamt berichtet, dass ein großer Teil dieses Materials von Jugendlichen selbst produziert wird, oft ohne zu wissen, dass sie damit eine Straftat begehen.
Thomas-Gabriel Rüdiger, Leiter des Instituts für Cyberkriminologie an der Hochschule der Polizei des Landes Brandenburg, erläuterte im Deutschlandfunk, dass etwa 40 % der Verdächtigen im Bereich digitaler sexueller Inhalte Jugendliche sind. Besonders problematisch ist das Phänomen der sogenannten “Selfies”, bei denen Jugendliche Nacktbilder oder Videos von sich machen und diese teilen. Diese landen häufig in Schul-Chats, was eine strafrechtliche Relevanz hat.
Ein konkretes Beispiel aus Rheinland-Pfalz verdeutlicht die Problematik: Eine 13-jährige Schülerin hatte Nacktbilder von sich an einen Partner gesendet. Diese Bilder gelangten in einen Klassen-Chat. Als eine Lehrerin das Material an Eltern weiterleiten wollte, machte sie sich selbst strafbar.
Ein weiteres Beispiel ist die potenzielle Strafbarkeit von Eltern, die Nacktbilder ihrer Kinder als Beweismittel sichern wollen. Indem sie solche Bilder speichern oder weiterleiten, machen sie sich ebenfalls strafbar. Auch Lehrer sind betroffen: Wenn sie solche Bilder erhalten und weiterleiten, um aufzuklären, riskieren sie strafrechtliche Konsequenzen.
Digitale Entwicklung und rechtliche Konsequenzen erklärt, dass das Problem nicht neu ist, sondern seit der Verbreitung von Smartphones zugenommen hat. Die Allgegenwärtigkeit von Kameras und die Möglichkeit, Bilder und Videos leicht zu teilen, haben die sexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen verändert. Diese Veränderungen haben jedoch auch rechtliche Konsequenzen, die den meisten Jugendlichen und Erwachsenen nicht bewusst sind.
Das Beispiel aus Rheinland-Pfalz zeigt deutlich, wie dringend eine Reform der Gesetzgebung und eine bessere Aufklärung nötig sind. Es muss eine Balance gefunden werden zwischen dem Schutz der Kinder und Jugendlichen und der Vermeidung einer übermäßigen Kriminalisierung. Digitale Bildung und klare Richtlinien könnten dazu beitragen, dieses wachsende Problem in den Griff zu bekommen
Rüdiger fordert eine Überarbeitung der Gesetze, um solche Fälle besser zu handhaben. Er betont die Notwendigkeit digitaler Bildung, sowohl für Jugendliche als auch für Lehrer und Eltern, um sich der rechtlichen Konsequenzen bewusst zu werden und entsprechend handeln zu können. Die Polizei ist gesetzlich verpflichtet, in solchen Fällen zu ermitteln, was zu unangenehmen Situationen führen kann, wenn beispielsweise bei einer Hausdurchsuchung Computer beschlagnahmt werden.