Anstieg der Gewalt auf Schulhöfen alarmiert die Behörden: Corona als möglicher Auslöser
Maximilian Klieber
Die steigende Anzahl von Straftaten an Schulen in Nordrhein-Westfalen hat die Behörden alarmiert. Insbesondere bei Gewaltdelikten ist ein drastischer Anstieg zu verzeichnen.
Die Statistik der Straftaten an Schulen in Nordrhein-Westfalen zeigt einen besorgniserregenden Anstieg in den vergangenen Jahren. Besonders gravierende Delikte wie Körperverletzung, Bedrohung oder Raub haben in den Jahren nach den Corona-Lockdowns deutlich zugenommen, wie das Innenministerium auf Anfrage mitteilte. Die nordrhein-westfälische Landesregierung zeigt sich besorgt über diese Entwicklung und äußert ihre Besorgnis hinsichtlich der sozialen Entwicklung der Kinder während der Pandemie. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Polizei insgesamt mehr als 24.500 Straftaten an Schulen in NRW, was einem Anstieg von 18,6 Prozent im Vergleich zu 2019 entspricht. Der Anstieg bei Gewaltdelikten war jedoch noch alarmierender: Die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen stieg um 54 Prozent auf 1500, die Zahl der einfachen Körperverletzungen erhöhte sich um 56 Prozent auf knapp 3700. Bei Nötigung und Bedrohung registrierte die Polizei knapp 1200 Fälle, was einem Anstieg von 58 Prozent innerhalb von drei Jahren entspricht. Im Bereich Raub und räuberische Erpressung wurden 200 Fälle angezeigt, was einem Anstieg von 42 Prozent entspricht. Andere Delikte zeigten keinen so drastischen Anstieg. Zum Beispiel gab es 8100 Diebstähle (minus 3 Prozent), 4700 Sachbeschädigungen (plus 13 Prozent) und gut 1100 Rauschgiftdelikte (plus 2 Prozent).
Die Statistik berücksichtigt stets den Ort der Tat als "Schule", was bedeutet, dass auch Taten außerhalb der Unterrichtszeiten erfasst werden, sofern sie auf dem Schulgelände stattfinden. Innenminister Reul äußerte seine Besorgnis über die Situation und betonte, dass Kinder heutzutage viel zu oft Täter seien. Er führte dies auch auf die Auswirkungen der Corona-Lockdowns zurück und erklärte, dass gesunde Konfliktlösungsmechanismen und das Kräftemessen unter Gleichaltrigen während des Lockdowns vernachlässigt wurden. Die alleinige Verantwortung für die Bewältigung dieser Probleme könne jedoch nicht allein bei der Polizei liegen.
Das Schulministerium betonte, dass kürzlich ein "Notfallordner" aktualisiert wurde, der den Schulen konkrete Handlungsempfehlungen zur Prävention von Straftaten und zur Bewältigung akuter Vorfälle gibt. Sicherheit sei eine unabdingbare Voraussetzung dafür, dass Schülerinnen und Schüler effektiv lernen und Lehrkräfte effizient unterrichten können, so Schulministerin Dorothee Feller. Es wurde bereits in der Vergangenheit berichtet, dass die Polizei im vergangenen Jahr 193 Vorfälle mit Messern oder anderen Stichwaffen an Schulen in Nordrhein-Westfalen registriert hat - ein Anstieg von 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie aus Daten des NRW-Innenministeriums hervorgeht. Dies stellt den höchsten Stand seit 2019 dar, als 182 Vorfälle an Schulen verzeichnet wurden.
Die Zahl der Vorfälle ging danach aufgrund der möglichen Auswirkungen der Corona-Pandemie zurück: Im Jahr 2020 wurden 103 Fälle verzeichnet, im Jahr 2021 waren es 131 Fälle. Innenminister Reul betonte, dass der Besitz von Stichwaffen und Messern in den Händen, auch der jüngsten Generation, inakzeptabel sei und dass solche Gegenstände keineswegs als Spielzeug betrachtet werden dürfen.
Die steigende Gewalt an Schulen in Nordrhein-Westfalen ist eine alarmierende Entwicklung, die auf mögliche Auswirkungen der Pandemie zurückgeführt wird. Die Behörden sind bemüht, Maßnahmen zur Prävention und zur Verbesserung der Sicherheit in Schulen zu ergreifen, um die Situation in den Griff zu bekommen und sicherzustellen, dass Schulen sichere Orte für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte bleiben.