Anstieg bei Jugendkriminalität in NRW – Sorge um jüngste Täter und Opfer

Anstieg bei Jugendkriminalität in NRW – Sorge um jüngste Täter und Opfer

Die Jugendkriminalität in Nordrhein-Westfalen hat 2023 alarmierende Ausmaße erreicht. Laut dem aktuellen Lagebild des Landeskriminalamts stieg die Zahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren um 5,3 Prozent auf knapp 108.000 – der höchste Stand seit einem Jahrzehnt.

Besonders auffällig ist der Zuwachs bei Kindern unter 14 Jahren: Die Zahl der Tatverdächtigen stieg um 7,4 Prozent auf 22.500. Auch bei Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren gab es einen Anstieg um 6,1 Prozent auf 47.600. Bei jungen Erwachsenen (18 bis 21 Jahre) fiel die Zunahme mit drei Prozent auf 37.900 vergleichsweise moderat aus. Nach den Rückgängen in den Pandemiejahren 2020 und 2021 zeigen die aktuellen Zahlen einen deutlichen Anstieg der Jugendkriminalität.

Raub, Körperverletzung und Diebstahl im Fokus

Eine besonders gravierende Entwicklung zeigt sich bei Raubdelikten. Hier stieg die Zahl der Verdächtigen unter 21 Jahren um 25 Prozent auf über 4.300. Häufig handelt es sich um sogenannte „Abzieh“-Taten, bei denen Jugendliche Gleichaltrige auf der Straße ausrauben. Auch bei Körperverletzungen und Diebstählen wuchs die Zahl der jugendlichen Tatverdächtigen um jeweils sieben Prozent. Ein positiver Trend zeigt sich hingegen bei Sachbeschädigungen, die um 17 Prozent zurückgingen.

Ein weiteres Problem: Junge Täter begehen oft wiederholt Straftaten. Laut der Polizei ist die Rückfallquote um zehn Prozent gestiegen. Rund 70 Prozent der Tatverdächtigen sind Jungen oder junge Männer.

Opferzahlen alarmierend hoch

Nicht nur die Täterzahlen, sondern auch die Zahl der Opfer unter 21 Jahren ist besorgniserregend. Diese stieg um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr – im Zehn-Jahres-Vergleich sogar um fast 40 Prozent. Besonders Kinder unter 14 Jahren geraten zunehmend ins Visier. Sie machen 35 Prozent der Opfer aus, ein Anstieg von 15 Prozent.

Zunahme bei sexuellem Missbrauch

Erschreckend ist der Anstieg bei sexuellem Missbrauch. Die Zahl der Kinder, die Opfer dieser Straftaten wurden, stieg um 32 Prozent. Auch bei Jugendlichen gab es mit einem Plus von 16 Prozent eine deutliche Zunahme.

Innenminister Reul: „Die Zahlen sind alarmierend“

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zeigte sich tief besorgt über die Entwicklung: „Dass immer mehr junge Menschen auf die schiefe Bahn geraten, müssen wir sehr ernst nehmen. Wenn Hänschen schon straffällig ist, macht Hans später damit weiter. Es ist entscheidend, kriminelle Karrieren frühzeitig zu stoppen.“ Reul forderte verstärkte Maßnahmen, um diese Trends zu bekämpfen und Prävention bei Kindern und Jugendlichen zu fördern.