Anstieg an psychischen Problemen durch Corona

Christiane Jurczik

Was macht die Corona-Krise mit der Seele? Wer leicht verletzbar ist, den kann die Pandemie hart treffen. Depressive Symptome und Schlafstörungen sind häufiger geworden. Vor allem ältere und ganz junge Menschen sind gefährdet. Das zeigen aktuelle Studien.

Vor der Pandemie gaben noch 76 Prozent der Menschen mit einer psychischen Erkrankung an, Traurigkeit und Depression zu spüren – so sind es aktuell 81 Prozent.

Darauf machte die Bundespsychotherapeutenkammer am Montag in Berlin aufmerksam. Kammerpräsident Dietrich Munz sagte laut einer Mitteilung: Neben Depressionen und Angststörungen, akuten und posttraumatischen Belastungsstörungen können auch Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit, Zwangsstörungen und Psychosen zunehmen. Auch Beziehungskrisen und finanzielle Probleme spielen eine wichtige Rolle für die Verschärfung des Problems.

Nach Angaben der medizinischen Fachorganisation gelten in Deutschland 18 Millionen Menschen als psychisch erkrankt. Davon lassen sich nur ein Fünftel auf eine Behandlung ein. Ältere zählen laut den Psychotherapeuten zu den am stärksten betroffenen Gruppen. „Ständige Gedanken an eine tödliche Infektionskrankheit können verängstigen und der Verlust an familiärer Aufmerksamkeit und Aufgaben zu Depressivität und dem Gefühl von Sinnlosigkeit führen“, so die Kammer in einer Übersicht über die bisherigen Studien zum Thema.

Kein Zweifel bestehe, dass ältere Menschen in Pflegeheimen extremen psychischen Belastungen ausgesetzt seien. „Am Ende quälen sie sich mit der Erwartung, wegen Corona allein zu sterben“, so die Kammer.

Auch Kinder und Jugendliche sind psychisch besonders gefährdet – durch die Schließung von Kitas und Schulen und den Verlust von Kontakten, so die Kammer unter Berufung auf erste internationale Studien hierzu. „Insbesondere bei Einzelkindern kann dies zur sozialen Isolation führen.“ Kleine Kinder könnten das gemeinsame Spiel eben kaum durch Telefonate oder Internetkontakte ersetzen.

Ängste und Belastung durch unklaren Perspektiven bei Millionen Familien in Deutschland sind gewachsen. Der tägliche Zeitaufwand für Familien- und Hausarbeit stieg im April 2020 im Vergleich zu 2018 bei Müttern von 6,6 auf 7,9 Stunden und bei Vätern von 3,3 auf 5,6 Stunden, so eine zitierte Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung.

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