Alarmierende Zunahme von Kinderkriminalität in NRW

Alarmierende Zunahme von Kinderkriminalität in NRW

Die Zahl schwerer Straftaten, die von Kindern unter 14 Jahren in Nordrhein-Westfalen begangen werden, ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Ein Bericht von Innenminister Herbert Reul (CDU), der am Donnerstag dem Innenausschuss des Landtags vorgestellt wird, zeigt eine besorgniserregende Entwicklung: 2023 wurden 22.496 Kinder als tatverdächtig registriert – ein Anstieg um 67,4 Prozent im Vergleich zu 2022 (14.851 Fälle). Im Jahr 2020 waren es noch 13.437 Fälle.

Gewaltverbrechen nehmen zu

Besonders auffällig ist der Anstieg bei Gewaltkriminalität. Die von Kindern begangenen Fälle gefährlicher Körperverletzung stiegen von 1.504 (2020) auf 2.788 (2023). Die vorsätzliche einfache Körperverletzung hat sich im gleichen Zeitraum nahezu verdoppelt, von 2.174 Fällen auf 3.967.

Auch andere schwere Straftaten sind stark angestiegen:

Mord und Totschlag: 7 Fälle (2023) gegenüber 0 (2020)

Sexuelle Nötigung, Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe: 34 Fälle (2023) im Vergleich zu 16 (2020)

Diebstahl ohne erschwerende Umstände: 9.701 Fälle (2023) gegenüber 5.444 (2020)

Sachbeschädigung: 2.153 Fälle (2023) nach 1.889 (2020)

Auch die Zahl sogenannter Intensivtäter unter Kindern stieg an: 2023 wurden 23 Kinder als Intensivtäter geführt, während es 2019 noch elf waren.

Kinder strafunmündig, aber nicht ohne Konsequenzen

Kinder unter 14 Jahren sind in Deutschland strafunmündig. Das bedeutet, sie können für ihre Taten rechtlich nicht zur Verantwortung gezogen werden. Dennoch gibt es staatliche Reaktionen. Laut Innenminister Reul müssen die Jugendämter über schwere Straftaten informiert werden, die dann Maßnahmen einleiten können. In besonders schweren Fällen wird die Erziehungsfähigkeit der Eltern überprüft.

Gesellschaftliche Herausforderung

Innenminister Reul bezeichnete die steigende Kinderkriminalität als „große Herausforderung für unsere Gesellschaft“. Die Landesregierung nehme die Entwicklung „sehr ernst“. Er verwies darauf, dass Prävention ein zentraler Schlüssel sei, um Kinder und Jugendliche frühzeitig zu unterstützen und von kriminellen Bahnen abzuhalten.

Die Zahlen verdeutlichen jedoch den Handlungsdruck. Besonders bei Gewalt- und Sexualdelikten zeigen die Statistiken eine Entwicklung, die nach wirksamen Lösungen in der Sozialarbeit, im Jugendschutz und bei der Erziehung verlangt.