23. Januar: Internationaler „Tag der Handschrift“
(PM des Hessischen Philologenverbands vom 22. Januar 2019) Tippen auf Tastatur statt Tintenfüller? Ein Kulturgut droht unter die Räder zu geraten
Am 23. Januar wird weltweit das Handschreiben in den Blick genommen. Mit Besorgnis betrachtet der Hessische Philologenverband die Entwicklung, dass in den Schulen das Schreiben mit der Hand an Bedeutung verliert. Der Trend weg vom Schreibblock, hin zur Computertastatur und zum Display kann nicht unhinterfragt bleiben.
Das flüssige Schreiben auf der Computertastatur zu bevorzugen und damit die schreibmotorischen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler verkümmern zu lassen, ist didaktisch fahrlässig. Im Bildungsprozess darf es kein Entweder-oder geben. Vielmehr muss das Handschreiben sinnvoll in den digitalen Zusammenhang einbezogen werden, das Blatt Papier und der Füller sollten im Leben von Schülerinnen und Schülern genauso eine Rolle spielen wie die Tastatur digitaler Geräte.
Es gibt einen Zusammenhang von Schreiben und Denken. Im Handschreiben spiegelt sich immer auch der Schreibende mit seinen Gedanken, mit seiner Persönlichkeit. „Die Konzentration auf gutes Schreiben erhöht die Chancen auf klares Denken und gibt Sicherheit in der Rechtschreibung sowie im sprachlichen Ausdruck“, so Reinhard Schwab, Vorsitzender des Pädagogischen Ausschusses. Studien haben ergeben, dass eine Verbundschrift das Aneignen und Merken von Texten begünstigt. Grundsätzlich ist beobachtbar, dass gute Schreiber oft auch beim Lernen Vorteile haben. Schlampiges Schreiben und Nichtbeachtung der Rechtschreibung gehen nicht selten Hand in Hand. Schreiben lebt von der Haltung in Körper und Kopf. Friedrich Nietzsche ist zuzustimmen: „Unser Schreibzeug arbeitet mit an unseren Gedanken.“
Die hessischen Philologen plädieren für eine gründliche Unterweisung der Grundschulkinder in einer verbundenen Handschrift. Grundschulkinder sollten nicht als „Druckschrift-Schreiber“ in die weiterführenden Schulen eintreten. Dort geht es dann um die individuelle Weiterentwicklung des Handschriftlichen, nicht um eine stark reglementierte Schrift. Grundsätzlich sollte bedacht werden, dass es sich bei der Handschrift um einen äußerst bedeutsamen Ausdruck einer Person handelt. Schreiben ist – wie das Lesen auch – eine Kulturtechnik, zu deren Entwicklung man in Schule keine didaktischen Mühen scheuen sollte.